Orchestra | Von Redaktion

Tipps und Tricks für den gelungenen Probenstart

Jugendblasorchester
Image by Bryan Craddock from Pixabay

Das Ziel einer erfolgreichen musikalischen Jugendförderung ist, junge Menschen für Musik zu begeistern. Sie sollen sich in einem Jugendblasorchester oder einer Jugendkapelle musikalisch entfalten. Danach spielen sie als eingefuchste Musikerinnen und Musiker in einem Erwachsenenverein als zukünftige Leistungsträger mit. 

Alltag im Jugendblasorchester

Der Alltag der Dirigenten von Jugendblasorchester ist ziemlich herausfordernd. Es quietscht in den Klarinetten, bei den Trompeten und Posaunen klingt es, als ob sie Luft ansaugten, das Zusammenspiel klingt eher wie ein Applaus, das Schlagzeugregister wühlt im Drumstick-Bag nach einem Triangel-Schlägel, piano und forte sind nur zu erahnen und eine einheitliche Grundstimmung ist Wunschdenken. Zum Glück gibt es die Saxofone, die eine gewisse Stabilität ins Ganze bringen. Zwar zu laut, denn es ist schwierig, mit dem Saxofon leise zu spielen. Dennoch ist es möglich, aus diesem Haufen »Chaos« einen Klangkörper zu formen und die Jugendlichen zu einer Höchstleistung zu bringen.

Die Theorie vielfältig vermitteln

Bereits ab dem ersten Ton in einer Probe sollen die Musizierenden die wichtigsten Punkte für das Musizieren in der Gruppe erlernen. Zwar wird Theorie mancherorts gelehrt, die Anwendung und Umsetzung jedoch bleibt für viele Musizierende ein grosses Geheimnis. Deshalb haben Hans-Peter Blaser und Isabelle Gschwend mit dem Band Coaching for Young Band eine Sammlung von Einspielübungen der anderen Art für Jugendformationen geschaffen. Die Theorie soll vielfältig vermittelt werden und sowohl visuell als auch auditiv ansprechen. 

Theorie praktisch anwenden

Jede Übung widmet sich explizit einem theoretischen Thema. So steht zum Beispiel in der Unit 2 Phrasierung oder in Unit 3 Quinten und Oktaven im Zentrum. In der Partitur und auch in jeder Einzelstimme sind die Themen kurz und verständlich erklärt. Dies ermöglicht einerseits eine Vermittlung über den Gehörsinn, indem die Musizierenden die Instruktionen des Dirigenten hören. Anderseits lesen die Jugendlichen die Anleitungen selbst. Aussagekräftige Illustrationen, welche die Jugendlichen ansprechen, helfen das Gelernte zu memorieren. Gleich anschließend erlernen die Jugendlichen, wie zum Beispiel eine Quinte oder Oktave richtig klingen soll. Direkt von der Theorie zur Praxis! 

Große Erfahrung

Die beiden Autoren Isabelle Gschwend und Hans-Peter Blaser haben jahrelange Erfahrung als Dirigenten und in der Dirigentenausbildung, als Teilnehmer und Juroren an Wertungsspielen. Ihr grosser Erfahrungsschatz ist im Band Coaching for Young Band eingeflossen. Die Tipps und Tricks helfen die Proben effizienter zu gestalten. Isabelle Gschwend erzählt: »Am meisten lernte ich, als ich die Tonaufnahmen meiner Orchester kurz vor einem Wettbewerb kritisch anhörte und mir jedes Detail aufschrieb, welches ich verbessern wollte. Danach überlegte ich mir was anders gespielt werden muss und wie ich es in kurzen Worten erklären kann.«

Tipps für effiziente Proben

Oft stößt man beim Proben auf Themen aus dem Band Coaching for Young Band. Da reicht es, wenn die Jugendlichen kurz ans Einspielen erinnert werden. Das ist äußerst effizient. Sie verstehen gleich, was gemeint ist, und können es schneller und unmittelbar umsetzen. Es gibt nur kurze Unterbrechungen, die Probearbeit ist zügig, und die Jugendlichen bleiben aufmerksam.

Dirigierende erhalten Ideen, wie sie mit den Übungen im Band Coaching for Young Band arbeiten können. Dafür sind viele kurze Anweisungen notiert, welche direkt übernommen und in der Probe angewendet werden können. Zum Beispiel steht in der Unit 15 zum Thema Staccato: »Spielt das Staccato kurz, leicht und unbetont.« 

Um sich als Dirigent:in das Gehörte zu reflektieren, stehen in jeder Unit mehrere Fragen, die als Hörkontrolle dienen. In Unit 12 etwa zum Thema Dynamik mf und f / mf und p heißt es: »Ist ein dynamischer Unterschied zwischen mf und f hörbar?« Anschließend sind viele Tipps aufgeführt, die helfen das musikalische Ziel zu erreichen, etwa die Aufforderung beim nächsten Mal noch leiser zu spielen.

Erklärt man einem Blasorchester die Anleitungen das erste Mal, ist das Ergebnis noch ungenügend. Es bedarf vieler Wiederholungen! So braucht man als Dirigent:in viel Geduld und freundliche Beharrlichkeit. Eine Einspielübung soll über mehrere Wochen geübt werden, um eine Veränderung zu erreichen. 

Mindset verändern 

Vielleicht steht man kurz vor einem Konzert und noch immer spielen zum Beispiel die dritten Trompeten falsche Töne und sind unsicher. Solche Situationen sind auch für geübte Dirigierende eine Herausforderung. Dann fragt man sich, woran es liegt. Wieso können sie es immer noch nicht? 

Aus Erfahrung weiß ich, dass ungeübte Musizierende – wie vielleicht die Trompeten – oft über ein hemmendes Mindset verfügen. Sie denken sich wahrscheinlich: »Mich hört man so oder so nicht! Es spielen ja so viele andere Trompeten mit!« Unsere pädagogischen Inputs weisen auf diverse hinderliche Gedanken hin und präsentieren Ideen für einen positiven Umgang damit. Bei unsicheren und zaghaften Musizierenden ist zu vermitteln, dass jeder zum erfolgreichen Gelingen eines Konzerts oder Wertungsspiels beiträgt. Intoniert nur ein einzelner nicht rein, so gibt es Schwebungen. 

Das Band Coaching for Young Band gibt fertige Anweisungen. Diese können in den Proben gleich angewendet werden.

Zum Schluss

Ziel jeder Probe ist es, den Jugendlichen möglichst viel mitzugeben. Dies bedingt auch, dass Dirigierende ihnen etwas zutrauen. Jedoch kommt nur ein kleiner Prozentsatz von dem, was gesagt wird, bei den Musizierenden an. Daher ist es umso wichtiger, auf verschiedenen Ebenen Wissen zu vermitteln. Aus diesem Grund ermöglicht Band Coaching for Young Band den Zugang zur Theorie und gleichzeitig zu deren praktischer Anwendung.

Diese und weitere Informationen finden sich im »Band Coaching for Young Band«, dazu im Theorieheft zu Band Coaching Band 2: Intonationstraining – sowie online unter
brawoo.de/bandcoach

Isabelle Gschwend 

gehört zu einer der erfahrensten Dirigentinnen der Schweiz. Sie leitet erfolgreich diverse Blasorchester. Ihr musikpädagogisches Wissen floss ins Einspielwerk «Band Coaching for Young Band» ein. Mit der Reihe «Die Musikmäuse» hat sie eine wunderschöne Kinderkonzertreihe geschaffen. Sie ist im Vorstand des Schweizer Blasmusik-Dirigentenverbands.

www.isabellegschwend.ch