Wood | Von Sandra Engelhardt

Tonleitern – next level. Der Jupiter Workshop

Tonleiter

Tonleitern und Dreiklänge (oder Vierklänge) zu üben ist wie Vokabeln lernen. Dabei übt man “auf Vorrat”. Häufig verwendete Wörter bzw. häufig vorkommende Tonkombinationen werde abgespeichert und müssen nicht mehr als “Einzelinformationen” bei ­jedem neuen Musikstück neu erarbeitet werden. Sehr praktisch.

Wir trainieren das, indem wir die gleiche Bewegungskombination häufig wiederholen – mit dem Ziel, dass diese Bewegung ins Muskelgedächtnis (oder auch ­Bewegungsgedächtnis) übergeht. Das hat den Vorteil, dass im Stück dann nicht mehr jede Einzelbewegung gedacht werden muss, sondern mehrere Einzelbewegungen bereits zusammen als eine Information abgespeichert sind. Also ein “Energiespar-Programm”. Das ist hilfreich, wenn wir in Stücken Tonleiterabschnitte erkennen und diese Stellen dann ohne groß üben zu müssen gleich spielen können. 

Und das muss dann geübt werden…

Umgekehrt ist das auch der Grund, warum wir beim Blattspiel oder auch beim Üben genau an den Stellen stolpern, bei denen eine Tonleiter oder ein Dreiklang ein bisschen verändert wurde; wenn zum Beispiel ein Ton fehlt, es einen chromatischen Einschub (also einen Ton zu viel) gibt oder Ähnliches. Unser Gehirn schaltet dann in den “Automatik-Energiespar-Modus” und ruft den abgespeicherten Bewegungsablauf ab. Eigentlich nett gedacht. Das zu wissen, hilft auch zu verstehen, warum man sich dann an solchen “Eigentlich doch ganz einfach”-Stellen verspielt. Hier gilt es, sich klarzumachen, wo genau die Tonfolge im Stück vom abgespeicherten Bewegungsablauf abweicht. Und das muss dann geübt werden…

Was ist eigentlich eine Tonleiter?
Ganz allgemein wird eine Tonleiter definiert als eine Reihe von aufeinander­folgenden Tönen, die nach ihrer Tonhöhe  auf- oder absteigend geordnet sind. Die Abfolge der Tonabstände bestimmt die »Farbe« der Tonleiter. Das kennst du von den Dur- und Moll-Tonleitern mit ihren jeweils typischen Abfolgen von Ganz- und Halbtonschritten.

Flexibilität ist also gefordert. Und um das zu trainieren, gibt es in dieser Ausgabe Anregungen und Tipps, wie du dich auf solche Stolperstellen vorbereiten kannst. Denn je vielfältiger die gespeicherten Bewegungsabläufe sind, umso besser kannst du dich auf Neues einstellen. Probier’s aus!

Spiele deine Spezial-Tonleitern auswendig. Konzentriere dich abwechselnd auf die Bewegung und auf die Tonnamen. Finde heraus, was besser gelingt. Und wenn du es noch abwechslungsreicher gestalten möchtest: verwende (in Gedanken) für Töne mit Vorzeichen abwechselnd beide Bezeichnungen. Also zum Beispiel für den Griff/Klang von Fis auch den Namen Ges.

Es eignen sich alle “Trainingsarten”, die du von Tonleitern und Dreiklängen vielleicht schon kennst:
  • die ganze Leiter in gleichmäßigem Tempo spielen
  • in Dreier- oder Vierergruppen aufteilen
  • Wechseln der Notenwerte bei Spiel der Linie, also zum Beispiel erst vier Sechzehntel, dann zwei Achtel, dann wieder Sechzehntel…
Tonleitern

Weitere Anregungen für ein abwechslungsreiches Tonleitertraining findest du auch in den Praxistipps unter: 

www.jupiter.info/community/profitipps/quer­floete/tonleitern-uebungen-fuer-die-querfloete

Viel Spaß beim Üben wünscht

Sandra Engelhardt

info@sandraengelhardt.de

Sandra Engelhardt

trat im Frühjahr 2015 mit der Veröffentlichung ihrer Unterrichtskonzeption »Wir flöten QUER!« (Breitkopf & Härtel, Wiesbaden) an die flötenpädagogische Öffentlichkeit. 

Die diplomierte Instrumentalpädagogin und Flötistin unterrichtet an der Musikschule der Stadt Langenhagen. An der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover lehrt sie Flöte im Haupt- und Nebenfach und leitet das Seminar »Didaktik des Flötenunterrichts«. 

Ihre Tätigkeit als Fortbildungsdozentin rundet die Beschäftigung mit den verschiedenen Ebenen der Instrumentalpädagogik ab.

www.sandraengelhardt.de