Brass, Orchestra, Wood | Von Jürgen K. Groh

Üben üben! Neue Serie zu Gestaltung und Planung

Adobe Stock - LIGHTFIELD STUDIOS

Herzlich willkommen zur neuen Serie „Üben üben!“ bei der in jeder BRAWOO-Ausgabe ein Satz zur Gestaltung bzw. Planung des Übens im Mittelpunkt steht. Die Artikel sind nach Barbara Mintos „Pyramiden-Prinzip“ gestaltet: zuerst der Grundgedanke, dann nähere Erläuterungen dazu. Das hat nebenbei auch den Vorteil, dass Sie, liebe Leser, selbst bei schnellem Durchblättern die Kernaussage wahrnehmen.

Die Artikel sollen als Anstupser dienen, damit Sie bis zum Erscheinen der nächsten BRAWOO-Ausgabe zum Beispiel:

  • aktiv über die jeweilige Kernaussage nachdenken
  • mit anderen darüber sprechen
  • entsprechende Infos googeln
  • sich in Büchern und Zeitschriften über das Pro und Kontra informieren und daraufhin
  • eventuell etwas davon in Ihre Übepraxis übernehmen

Übrigens, wenn Ihnen beim Wort Anstupsen das englische Wort „Nudge“ einfällt oder das vor zehn Jahren auf Deutsch erschienene gleichnamige Buch des Verhaltensökonomen und Nobelpreisträgers Richard H. Thaler, dann liegen Sie mit dieser Vermutung genau richtig.

Denkanstöße für individuelles Handeln

Natürlich können Sie die hier genannten Anregungen auch bewusst nicht übernehmen, denn hier sollen Denkanstöße für individuelles Handeln gegeben werden – das unreflektierte Befolgen gesetzähnlicher Vorschriften ist hier nicht beabsichtigt.

Der Grundgedanke dieses Artikels ist unter anderem unter der Fragestellung: „Verteiltes oder massiertes Lernen“ in vielen Publikationen erörtert worden und wahrscheinlich werden viele von Ihnen das verteilte Üben, also an mehreren Tagen kurze Einheiten statt einer langen Einheit pro Woche, besser finden. Aber möglicherweise steckt hinter dem Grundgedanken noch mehr, denn eigentlich wird damit eine extreme Laborsituation beschrieben.

Besser jeden Tag in der ­Woche eine halbe Stunde üben, statt nur einmal pro Woche dreieinhalb Stunden!

Oder kennen Sie zwei Personen, von denen eine 30 Minuten täglich und die andere exakt 210 Minuten einmal in der Woche übt? Und wenn ja, üben die Beiden genau dasselbe, nur in unterschiedlicher zeitlicher Verteilung? Wahrscheinlich nicht. Sie sehen, wir begegnen hier nur einem winzigen Ausschnitt eines großen beweglichen Informationsnetzes zum Thema Üben, bei dem jeder Knoten ständig alle anderen und sich selbst beeinflusst.

Vielleicht geht es darum, dass die Pausen zwischen den Übephasen nicht zu lang sein sollen. Vielleicht geht es um das, was Beppo Straßenkehrer in Michael Endes 1973 erschienenem Roman „Momo“ sagt: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich… Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“ Vielleicht senkt diese Methode der kleinen Schritte die mentalen Zugangsbarrieren zum Üben und verhindert damit geschickt die Aufschieberitis.

Nachdenken, Diskutieren und aktives Üben!

Wenn Sie bis zum Erscheinen der nächsten BRAWOO den Grundgedanken von verschiedenen Standpunkten aus theoretisch beleuchten und mit ihm auch praktisch experimentieren, dann hat diese eine Seite „Üben, üben!“ ihren Weg zu Ihnen gefunden. Das würde mich sehr freuen! In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Freude beim Nachdenken, Diskutieren und aktiven Üben!

Wenn ich nun zum Abschluss dieses Artikels mich selbst beim Denken belausche, höre ich in mir eine schmunzelnde Stimme lächelnd vor sich hinmurmeln: „Die optimale Lösung liegt doch auf der Hand: einfach jeden Tag dreieinhalb Stunden üben!“

Der Autor Jürgen K. Groh ist Master of Arts, Dirigent, Moderator und Vizepräsident der WASBE Sektion Deutschland und ist unter der E-Mail Adresse info@brawoo.de zu erreichen.