Brass | Von Malte Burba

Üben, wenn man betrunken ist? Tipps von Malte Burba

Alkohol
Foto: Hands off my tags! Michael Gaida / Pixabay

Aus der Fülle der Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um Alkohol, um das Bending, die Stütze sowie den Unterschied von Flügelhorn- und Trompetenmundstücken. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Soll man üben, wenn man betrunken ist?

Natürlich sollte man immer nüchtern üben, es sei denn, Sie gehen auch betrunken auf die Bühne. Generell wäre vieles im Alltag einfacher, wenn man den Konsum von Alkohol erst nach getaner Arbeit in Betracht ziehen würde. Wenn dann doch einmal aufgrund widriger Lebensumstände in der Tagesorganisation etwas schiefgegangen sein sollte, verursacht das Nichtüben in der Regel immer die größeren Pro­bleme. Es sei denn, eine eklatante Alkohol-Überdosierung hätte eine akute Verletzungsgefahr zur Folge.

Mein Lehrer hat gemeint, ich sollte mal in der mittleren Lage zwischen c1 und c2 (Po­saune B) treiben. Haben Sie nicht mal gesagt, dass das für den Klang gefährlich sein kann?

Das Treiben (bending) ist grundsätzlich eine ­heikle Angelegenheit:

• auf der einen Seite wird das Bewusstsein für die Zunge verbessert und das Spielen wird einfacher, dadurch dass die Arbeit der Zunge effizienter wird,

• andererseits kann bei Überdosierung die Tonqualität langfristig in Mitleidenschaft gezogen werden, weil sich die Zunge dauerhaft verfestigen kann und wir keinen Schalter finden, um diese Überspannung zu beenden.

Das Treiben in der Mittellage bringt allerdings darüber hinaus nicht einmal einen nennenswerten Nutzen (eher einen möglichen Schaden, die Tonqualität langfristig zu ruinieren), wohingegen das Treiben zwischen dem 4. und 6. Naturton (c2 – g2) sehr hilfreich ist, weil sich dadurch der Wirkungs­grad der Zunge bezüglich Tonhöhenveränderung und Sauberkeit von Bindungen drastisch verbessert. Damit Sie auch dabei kein Unheil anrichten können, sollten Sie sich nur maximal fünf Minuten täglich (siehe CLARINO 5/2016) mit dieser Übung beschäftigen.

Wie ist das mit dem Üben der Stütze bei Frauen, die Sorge haben, dass dabei der Becken­boden nicht ganz stabil bleibt, also tatsächlich was in die falsche Richtung passiert? Sollen die dann die ganze Zeit anspannen, passiert das reflektorisch oder sollte ich empfehlen, unabhängig und zusätzlich zu den Übungen fürs Instrument was für den Beckenboden zu tun, um die Sorge loszuwerden?

Frauen lachen und husten genauso wie Männer. Auch die Entsorgung feststofflicher Nahrungsrückstände funktioniert geschlechtsübergreifend identisch. Deshalb brauchen Frauen beim Spiel auf einem Blechblasinstrument auch nichts anderes zu machen als Männer. Dass manche Lebensumstände oder Alterserscheinungen gegebenenfalls zu tiefer lokalisierbaren Undichtigkeiten führen können, ist weder primär kausal auf das Spiel auf einem Blechblasinstrument zurückzuführen noch ein Grund, selbiges zu unterlassen, solange der Arzt nicht explizit das Heben/Tragen schwerer Gewichte untersagt (siehe CLARINO 1/2012).

Ich habe ein Flügelhorn mit zwei mitgelie­ferten Mundrohren gesehen, auf denen man alternierend mit dem Flügelhorn- oder Trompetenmundstück spielen kann. Funktioniert das bei allen Flügelhörnern, um das Trompetenmundstück mit entsprechendem Mundrohr hier auch einzusetzen?

Noch simpler ist es, direkt das Trompetenmundstück in das Flügelhorn einzusetzen, aber eine derartige Holzhammermethode bringt nur gravierende Nachteile in allen Belangen. Theoretisch ist es natürlich auch ganz einfach, ein beliebiges Trompetenmundrohr äußerlich anzupassen, aber der Teufel steckt wie immer im Detail! Bis man einen gut stimmenden und leicht ansprechenden Konus gefunden hat, der zum jeweiligen Instrument passt, sind schon aufwendige Entwicklungsarbeiten und monatelange Experimente nötig.