Die Situation Anfang des 20. Jahrhunderts war bestimmt von der ambivalenten Stellung der Trompete, wie sie sich im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herauskristallisiert hatte. Die Aufspaltung ihres Bedeutungsgehaltes hing mit einer Parallelentwicklung ihres Repertoires zusammen. Die Trompete hatte sich in ihren orchestralen und solistischen Aufgabenbereichen in zwei unterschiedliche Richtungen bewegt.Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Aufgaben der Trompete innerhalb des Orchesters in einem schnellen Tempo weiter und führten über die bisherigen Begrenzungen hinaus. Durch Komponisten wie Gustav Mahler und Richard Strauss, Claude Débussy und Nikolai Rimski-Korsakow wurde ihr eine immer wichtigere Rolle im Orchester zugeteilt, die durch hervortretende solistische Passagen nicht zuletzt auch technisch äußerst anspruchsvoll war.
Für die Komponisten nach Mahler und Strauss waren die neuen hohen technischen Anforderungen an die Blechbläsersektion – und hier speziell an die Trompeter – der Ausgangspunkt, von dem aus sie den Schwierigkeitsgrad zusätzlich steigerten. Zu erwähnen sind hier die Komponisten Alban Berg, Vincent d’Indy, Maurice Ravel, Arnold Schönberg, Igor Strawinsky und Edgar Varèse. Die Trompetenstimmen in den Orchesterwerken der genannten Komponisten hatten oftmals eine solistische Stimmführung. Die zunehmend schwierigeren Orchesterstimmen setzten eine immer größere musikalische Gewandtheit und eine ausgefeilte Instrumententechnik voraus, von der die Komponisten offensichtlich ausgingen. Trotzdem schrieben sie keine Konzerte für das Instrument.