»Funktion der Militärorchester in der musikalischen Architektur von Opernpartituren des 19. und 20. Jahrhunderts« lautete ein Vortrag, den der Autor hielt. Im ersten Teil (CLARINO 5/2014) blickten wir nach Italien, im zweiten nach Frankreich (1/2015). In dieser Ausgabe: Welche Wirkungen hat die russische Militärmusik in der romantischen Opernwelt erzielt?
Die russische Militärmusik bietet von der klein besetzten »Russischen Banda« bis zum großen Militärorchester einige Varianten, die in der romantischen Opernwelt großartige Wirkungen erzielt haben.
Die Oper »Mazeppa« (1884; nach dem Poem »Poltawa« von Alexander Puschkin) bezieht sich auf den Teil des »Nordischen Krieges« (1700 bis 1721), der sich 1709 in der Ukraine vollzogen hat. Die sinfonische Dichtung »Die Schlacht bei Poltawa« hat bei Tschaikowsky (1840 bis 1893) musikalisch einen so groß dimensionierten Stellenwert, dass er zwischen dem 2. und 3. Akt des Bühnenwerks eine Bataille-Musik für zwei Orchester eingeschoben hat. Während im Theaterorchester Zitate aus der altrussischen Liturgie (wir kennen sie zum Beispiel vom Beginn der Ouvertüre solennelle »1812« und aus der Zarenhymne, bekannt auch durch die Krönungsszene aus »Boris Godunow« von Mussorgski) die Kampfesmoral der ukrainischen Soldaten aufbessern sollen, erklingt innerhalb einer Harmonie-Konstruktion des A-Dur-Dreiklangs mit fis als Untersept (Sixte-ajoutée-Akkord), plötzlich der Einbruch der schwedischen Söldner (unter Karl XII.) durch die Banda in C-Dur.