Eine Biografie wie aus dem amerikanischen Mythos: Ein Bauernlümmel aus Sachsen-Anhalt bringt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vom Tellerwäscher bis zum Millionär. Henry Busse war nicht nur der Trompeter im erfolgreichsten Orchester der 20er-Jahre. Seine Stücke schafften es auch in Filme von Steven Spielberg und Woody Allen.
Seine Eltern betrieben einen Bauernhof vor den Toren Magdeburgs. Doch Heinrich Hermann Busse, 1894 geboren, hatte anderes im Sinn als Landarbeit. Von Kindesbeinen an war er ein begabter Kleinkünstler, ein Akrobat und Musikant, der in der Kapelle seines Onkels glänzen konnte. Dann kam dieser dumme Unfall, vermutlich bei einer artistischen Übung, durch den er sich Handgelenk und Finger brach. Die Hand wollte nicht mehr richtig zusammenwachsen, Klavier- oder Geigenspiel kamen nicht länger infrage. Also lernte er um: auf Trompete.
Warum er unbedingt nach Amerika wollte, weiß man nicht so genau. Vielleicht träumte er davon, reich zu werden, vielleicht suchte er ein besseres Publikum für seine Talente, vielleicht hatten Verwandte den Schritt vorgemacht. Mehrmals soll er einen Anlauf genommen haben, schließlich gelang es ihm: 1912 – im Jahr der Titanic-Katastrophe – bestieg der 18-Jährige ein Schiff nach New York, seine Trompete im Gepäck. Dass er in der Bordkapelle mitspielte, ist nicht bewiesen. Auch nicht, dass er Familienangehörige in Ohio hatte. Ziemlich sicher aber ist, dass er in einem New Yorker Restaurant einen ersten Job als Servierjunge fand und nebenher mit seiner Trompete etwas dazuverdiente. Er spielte mit einem Kino-Orchester zu Stummfilmen, ging mit einer Band auf Tournee und landete dabei irgendwann – 1916 oder 1917 – an der Westküste. Dort soll er bei der Frisco Jass Band ausgeholfen haben, der Kapelle von Rudy Wiedoeft.