Wie im Straßenverkehr, so gibt es auch im Notentext oft holprige Stellen. Um diese zu glätten, muss mit Bedacht und Achtsamkeit vorgegangen werden. Natürlich gibt es größere und kleinere Baustellen. Manche erfordern nur eine Tempobegrenzung, andere machen Umleitungen und ganze Fahrbahnsperrungen nötig. Beim Erschließen schwieriger musikalischer Stellen lassen sich Frust und Unmut durch das richtige Übekonzept von Grund auf vermeiden. Wie so etwas aussehen kann, erklärt dieser Artikel.
Die Erschließung komplizierter Musikstücke
Musik hat keine Beziehung zur realen Umgebung, sie bringt uns in eine andere Sphäre, in eine andere Dimension. Doch wie kann ein Instrumentalist diese Sphäre fassen und dem Publikum darbieten? Der einzigartige Pianist Glenn Gould fand nichts Besonderes daran, ein besonders schwieriges Musikstück spielen zu können. Ihm ging es einzig um die Erschließung der Musik, der Kunst darin. Er wollte hinter die Noten schauen, erfassen, welche Aussage hinter dem bedruckten Papier steht.
Die aufwendige detaillierte Erschließung eines komplizierten Musikstücks bis zur absoluten Kennerschaft dauert aber oft Monate oder sogar Jahre. Interpreten, die sich hierfür entscheiden, suchen das Wahre, das Echte in der Musik. Sie erklären sich dazu bereit, geduldig und beharrlich alle Facetten des Komponierten zu ergründen. Ein spannender, aber auch mühseliger Prozess beginnt. Um diesen bewältigbar zu machen, ist ein gutes Übekonzept und ein pflegsamer Selbstumgang notwendig.
Die Lösung: Ein Übekonzept
Bereits jüngsten Anfängern sollte ein solches Übekonzept an die Hand gegeben werden, denn nur so wird Meisterschaft überhaupt möglich. Auch wenn die Spielliteratur angemessen, das heißt nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht ist, kommt früher oder später der Punkt, an dem es schwierig wird.
Wendet man ein gutes Konzept wie die nachfolgend vorgestellte »Übzellenmethode« konsequent im Unterricht und beim häuslichen Üben an, kann dies nach und nach auch viele andere Lebensbereiche neben dem Musizieren positiv beeinflussen.
»Faken« – Vor- und Nachteile
Das verbreitete Konzept von »fake it until you make it« hat natürlich durchaus auch seine Berechtigung, hinterlässt aber immer ein gewisses Unwohlsein, nicht absolut Herr der Lage zu sein. Das sogenannte »Faken« ermöglicht einem aber die nötige Toleranz, die für ein Zusammenspiel oder einen Auftritt einfach notwendig ist. Dort ist es unerlässlich, sich von eventuellen Fehlern nicht aus dem Tritt bringen zu lassen.
Und schließlich müssen Fehler erst einmal mit einkalkuliert werden. Tausende mögliche Störfaktoren können einen noch so gut geübten Instrumentalisten schließlich jederzeit plötzlich und unvermittelt ins Straucheln bringen. Wenn die schlimmsten Stolperstellen dann exakt geübt wurden, werden sie im Ernstfall aber ganz sicher klappen.