Brass | Von Malte Burba

Warum soll ich mit Übedämpfer üben, Malte Burba?

Übedämpfer

Von den Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um Nierensteine, Trainingstipps, Übedämpfer und – mal wieder – die Zunge. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Sie haben einmal gesagt, dass Sie jeden Tag die ersten Töne mit Übedämpfer üben. Was bringt das?

Wenn man viel unterwegs ist, spielt man immer unter verschiedenen akustischen Bedingungen, die den Eindruck der Tagesform verfälschen (Clarino 1/2013). Durch das Beginnen mit dem Übedämpfer wird meine Tagesform objektiviert, da ich so weitgehend in meinem Spielverhalten vom umgebenden Raum unabhängig bin. Diese Strategie kann ich jedem, der oft unterwegs ist, nur empfehlen!

Bin mit Nierenstein im Krankenhaus. Hat die Bildung von Nierensteinen irgendwas mit blasen/stützen zu tun?

Mit Sicherheit nicht! Sonst wären ja alle, die körperlich arbeiten, gerne lachen oder häufiger Husten haben, ebenfalls auch automatisch Nierenstein-Patienten.

Frage 1: Sie schreiben in Ihrem Buch “100 Fragen”, wenn man ein Wochenende exzessiv Blasmusik gespielt hat, sollte man dann mal einen Tag nur 15 Minuten üben!? Tonleitern oder was genau? Was würden Sie konkret üben?
Frage 2: Bin seit dem Urlaub immer ziemlich schnell platt beim Spielen. Haben Sie einen Tipp? Expander? Caruso? Töne aushalten?

Zwei völlig verschiedene Fragen, eine Antwort: Bei kurzfristigen Leistungseinschränkungen, sei es durch Über- oder Unterforderung, gibt es eine so simple wie effektive Therapie:

Nur das machen, was anstrengungsfrei funktioniert.

Das einzige Problem dabei ist, dass Sie (die Fragesteller) wie auch unzählige andere Musiker Ihrer Intuition und Selbstwahrnehmung nicht genügend vertrauen und sich lieber an schematische Abläufe klammern, die andere Ihnen vorgekaut haben. Diese technokratischen Strukturen suggerieren Ihnen, dass Sie auf der sicheren Seite sind, lassen dabei aber Ihre intuitiven Fähigkeiten verkümmern. Selbst wenn Sie mit Ihrer Selbsteinschätzung einmal daneben liegen sollten, verursacht das ja keinen bleibenden Schaden, sondern hilft Ihnen, beim nächsten Mal wieder etwas besser dazustehen.

In einem Internetforum für Blechbläser wird gerade über die Bedeutung der Zunge bei der Tonhöhenveränderung diskutiert. Die vorherrschende Ansicht ist, dass die Zunge dafür nicht relevant ist. Das steht doch im Gegensatz zu Ihren Ansichten, oder?

Schon wieder werde ich mit dem grassierenden Blödsinn konfrontiert, dass Ansichten und Fakten durcheinander geworfen werden. Seit bald 100 Jahren ist durch Röntgenaufnahmen, Ultraschall und MRT bewiesen, dass alle Blechbläser mit der Zunge, bei nur geringfügigen Abweichungen, genau dasselbe tun. Allerdings ist der Grad der Selbstwahrnehmungsfähigkeit sehr unterschiedlich, so dass bisweilen abstruse Fehleinschätzungen zustande kommen (Clarino 3/2014). Jedwede Diskussion ist also obsolet.

Wie übt man eigentlich die Technical Studies von Clarke am besten?

Genauso, wie man alle anderen Skalen/Patterns/Dreiklänge etc. üben sollte: wenig, langsam und oft. Die Faustregeln:

  • Jedes Segment 8 bis 10 Mal unmittelbar nacheinander üben und das mindestens eine Woche lang täglich. Dann besteht eine seriöse Chance, dass sich das neu Gelernte im Unterbewusstsein eingenistet hat. Und lieber zwei verschiedene Skalen 10 Mal nacheinander als 10 Skalen nur 2 Mal!
  • Wenn Sie von unten nach oben oder umgekehrt üben, kann Ihre Flexibilität in Mitleidenschaft gezogen werden. Besser ist es, wenn Sie immer von der Mitte auseinander gehen.

Sie können auch gerne andere Methoden ausprobieren, aber das Verhältnis von Zeitaufwand zu Erfolg bleibt bescheiden.