Brass | Von Malte Burba

Was bringen Betablocker? Tipps von Malte Burba

Betablocker
Foto: Steve Buissinne / PIxabay

Von den Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um die “Kernsanierung” bei einer Schülerin, “bei der nichts stimmt”, Betablocker und darum, warum man jeden Tag auch in der Kontraoktave üben sollte. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Neulich habe ich zum ersten Mal unter Betablocker gespielt und war überrascht, wie wenig nervös ich war. Kann man überhaupt gut öffentlich spielen ohne medikamentöse Unterstützung?

Angst ruft bei den meisten Lebewesen verstärkte vegetative Reaktionen hervor, die unter Umständen für die aktuelle Aufgabe unangemessen sind, in unserem Falle vor allem eine kollabierende Atmung. Durch Übung kann man diese aber im Laufe der Zeit sehr wohl unter Kontrolle bringen, was immer besser ist, als chemisch den Körper manipulieren zu wollen! Wenn Sie zum Beispiel ein Pferd erschrecken, wird es durchgehen, also erst einmal davonlaufen. Die Pferde, die von der Polizei bei Großveranstaltungen eingesetzt werden, hat man auch nicht mit Medikamenten vollgestopft, sondern sie wurden dahingehend trainiert, den evolutionären Reflexen nicht auf den Leim zu gehen. Wenn ein Pferd so etwas lernen kann, dann sollte das auch für Sie kein unüberwindbares Problem sein!

Ich habe eine neue Schülerin übernommen, bei der eigentlich nichts stimmt: Ansatz (platziert), Klang, Artikulation, Finger, Atmung, Stütze. Wo fängt man da an?

Eigentlich ist so eine Kernsanierung ganz einfach, wenn man in der richtigen Reihenfolge ein Problem nach dem anderen löst und nicht an allem gleichzeitig herumdoktert, weil sonst die instabile Konstruktion sofort zusammenbrechen würde:

  • Als erstes sind die Finger dran, weil sich da am schnellsten Erfolgserlebnisse einstellen, die die Motivation für weitere Reparaturarbeiten erhöhen.
  • Dann müssen wir uns um die Artikulation kümmern, erst gebunden, dann weich gestoßen und peu à peu etwas härter.
  • Als nächstes sind Ein- und Ausatmen an der Reihe.
  • Zu guter Letzt kümmern wir uns um den Ansatz.

Der Klang, also zunächst nur die Unsauberkeit, ist zum größten Teil eine Folge des Platzierens (CLARINO 10/2012), kann also erst nach erfolgter Ansatzreparatur sinnvoll angegangen werden.

Gutes Gelingen!

Langsam reicht es! Ihre arrogante Art auf Fragen zu antworten, nervt! Muss es sein, dass Sie bei fast jeder Frage zunächst dem Fragesteller Dämlichkeit unterstellen?

Diese Frage habe ich schon lange befürchtet, weil meine Antwort zunächst scheinbar Ihre Mutmaßung bestätigt: Was ich Ihnen bei fast jeder Frage klarmachen möchte, ist, dass falsches Denken falsche Fragen und ebensolche Antworten hervorbringt. Über berufsbedingte und in unserem Fall sinnlose Strategien haben wir uns hier ja schön öfter ausgetauscht (3/2012), aber ein ebenso häufiger wie tragischer Fehler ist, jedes Nichtgelingen als persönliche Niederlage zu bewerten und dabei am besten auch noch einen Schuldigen ausmachen zu wollen, anstelle sich die Mühe zu machen, einfach nur die Sache als solche verstehen zu wollen! Wenn Sie mit dieser Aussage nichts anfangen können, nutzen Sie meine Antwort als Training für die wichtigsten mentalen Eigenschaften, die man als Blechbläser braucht: Frustrationstoleranz und Resilienz!

Ich habe ein Video gesehen, wo ein amerikanischer Posaunist sagt: durch das, dass er jeden Tag auch in der Kontraoktave geübt hat, hat er nicht nur seine Tiefe, sondern auch seine Höhe verbessert. Stimmt das?

Grundsätzlich ist es natürlich immer gut, zuerst die Dinge zu üben, die funktionieren, aber eine generelles Prinzip “durch Tiefe zu Höhe” kann  man daraus nicht ableiten. Bedenklich ist in Ihrem Fall, dass durch die große Amplitude die Lippen einerseits anschwellen, es sich aber andererseits ein angenehm betäubender Effekt einstellt, der dann dazu führt, dass das Wohlgefühl der Lippen zu sehr in den Mittelpunkt gerückt wird (6/2013).