Brass | Von Malte Burba

Was halten Sie vom Hybrid-Mundstück, Malte Burba?

Hybrid-Mundstück
https://wycliffegordon.com/product/hybrid-crossover-mouthpieces/

Von den Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um Tonhöhenveränderung, Probleme, wenn man “wie ein Irrer” übt”, das Hybrid-Mundstück von Wycliffe Gordon sowie die Caruso-Methode. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Für die Tonhöhenveränderung ist es doch aus körperfunktionaler Sicht komplett irrelevant, ob Ventile gedrückt werden oder nicht, oder? Also beispielsweise fällt mir der Wechsel zwischen c3 und d3 schwerer, wenn ich beide mit 0 drücke, und leichter, wenn ich das d mit 1 greife. Das ist nur Dummheit, oder?

Das eher nicht, sondern Konditionierung und wieder einmal ein wunderbares Beispiel dafür, dass der Unterschied zwischen Profis und Anfängern nur gradueller und nicht prinzipieller Natur ist.

Ein sehr häufiges Problem bei Anfängern ist nämlich, dass sie nach einer Weile zwar die Bindung c2 bis e2 (4. bis 5. Naturton) sauber spielen können – allerdings nur, wenn sie die beiden ersten Ventile drücken. Ohne Ventile will die Bindung partout nicht gelingen. Dann lässt man einige Male nacheinander die Bindung mit Ventilbenutzung spielen, um dann mit demselben Schwung anstelle auf die Ventile auf das unmittelbar davor liegende Mundruhr zu drücken. Zur Überraschung aller Beteiligten klappt dann die Bindung! Die zur Tonhöhenveränderung nötige Zungenbewegung ist also zunächst nur mit synchroner Fingerbewegung abrufbar. Nach einer Weile mentaler Verarbeitung ist diese Überlistung aber bald überflüssig.

Was kann ich denn noch machen? Bei meinem letzten Konzert habe ich gestern alles in den Sand gesetzt, was man sich nur vorstellen kann, obwohl ich die letzten drei Wochen geübt habe wie ein Irrer.

Nicht “obwohl” Sie wie ein Irrer geübt haben, sondern “weil”! Derartige E-Mails bekomme ich leider laufend unter der Überschrift “Verlust meiner Lippenspannung” oder Ähnliches und immer wird eine exakte Ferndiagnose von mir erwartet, dabei ist doch alles viel einfacher, denn die sicherste Methode, um auf kontinuierlichem Niveau zu spielen, ist Kontinuität beim Üben, ohne Exzesse oder Ausfallphasen!

Bei paroxysmalem Üben fallen Sie immer in das Loch des schubweisen Fortschrittes (Clarino 2/2019), aus dem Sie sich dann rein körperlich und auch mental nicht einfach befreien können.

Ich habe neulich ein Hybrid-Mundstück von Wycliffe Gordon gesehen, das zwar den Durchmesser eines Posaunenmundstückes hat, aber für die Trompete so adaptiert ist, dass man stimmend und klingend auf der Trompete spielen kann. Ist das nicht eine gute Idee für Trompeter mit dicken Lippen oder Posaunisten, die auch mal in fremdem Revieren wildern möchten?

Ich hatte mir das sogar mal gekauft, um es ausgiebig testen zu können, und kann Ihnen versichern, dass es zwar viel besser funktioniert als zunächst erwartet, aber es leider die eierlegende Wollmilchsau immer noch nicht gibt.

  • Es klingt tatsächlich einigermaßen nach Trompete und nicht so, wie ein auf die Trompete aufgestecktes Posaunenmundstück.
  • Auch Grundstimmung und Intonation sind wie mit einem Trompetenmundstück völlig normal.
  • Die Höhe ist natürlich schon deutlich schwerer als mit einem Trompetenmundstück, aber trotzdem für den Durchmesser erstaunlich gut.

Und was spricht nun genau für oder gegen das Mundstück? Es ist viel zu teuer, vor allem dafür, dass es letztlich doch limitiert ist, und kann natürlich das Üben auch nicht ersetzen. 

Was halten Sie von der Caruso-Methode?

Carmine Caruso (1904 bis 1987) war ein Saxofonist, der eine für Blechbläser extrem erfolgreiche Methode entwickelt hat, die allerdings bei der falschen Zielgruppe und/oder unsachgemäßer Handhabung katastrophale Konsequenzen haben kann!

  • Wenn man ohnehin sehr viel richtig macht, kann dieses richtige Spielverhalten durch Caruso zeitsparend in das Unterbewusstsein eingebrannt werden.
  • Umgekehrt werden Fehler ebenso unerbittlich einbetoniert!

Ich rate deshalb dringend davon ab, diese Übungen ohne die Begleitung eines in diesen Dingen erfahrenen Lehrers durchzuführen.