Brass, Orchestra, Wood | Von Alexandra Link

Was macht eigentlich Gerhard A. Meinl?

Meinl
Gerhard A. Meinl

Würde es nicht etwas respektlos klingen, könnte man Gerhard A. Meinl als „Mammut der Musikinstrumentenhersteller-Branche“ bezeichnen. Aber vor Gerhard A. Meinls Leistungen für diesen speziellen Handwerks- und Industriezweig wie auch vor seinem ehrenamtlichen Engagement können wir alle nur den größten Respekt zollen.

Sein Verdienst ist riesengroß, aber an den Ruhestand denkt er noch lange nicht. Dennoch bleiben Veränderungen in den nächsten Jahren nicht aus. Nämlich von einer aktiven, operativen Unternehmerrolle hinein in eine der Interessenvertretung für Musik, Instrumentenhersteller und Musiker.

Musikinstrumentenmacher in der siebten Generation

Gerhard A. Meinl ist Musikinstrumentenmacher in der siebten Generation. Zunächst studierte er Jura und hängte noch eine Lehre als Metallblasinstrumenten- und Schlagzeugmacher im elterlichen Betrieb Wenzel Meinl in Geretsried an.

Für ihn ist die Tradition seiner Familie Erbe und Auftrag zugleich. Deutsche Handwerkskunst mit Gestaltungs­willen, Erfindergeist, Qualitätsanspruch und Ehre sind für ihn einerseits Tradition, andererseits ein wichtiges Gut, das es für die Zukunft zu erhalten und vor Plagiaten und Markenverletzungen zu schützen gilt. ­Diese Familientradition seit 1810 hat für ihn persönlich schon immer bedeutet „ohne Herkunft keine Zukunft“.

Keine blühenden Landschaften

Nach der Wende privatisierte er im Vogtland die VEB Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik B&S. Schnell stellte sich heraus, dass die DDR keine blühenden Landschaften hinterlassen hat. Die Kunden­struktur und -herkunft war vollkommen unbekannt, weil zu DDR-Zeiten hierfür die Staatshandelsgesellschaft zuständig war.

Die Themen dieser Zeit sind mehr als ausreichend, um ein ganzes Buch damit zu füllen: Finanzierung, Vereinigung und Modernisierung von 27 Betriebsstätten (mit Kohleheizungen!), einer immensen Fertigungstiefe Herr zu werden (Saxofonpolster aus Schuhpappe) samt der Entsorgung eines Schützenpanzers…

Großartige Schallstückmacher

Gerhard A. Meinl erinnert sich an hochqualifizierte Mitarbeiter, die mit Liebe ihre handwerkliche Kunst und Arbeit unbeirrt lebten. Sein Herz ging vor allem auf, als er die Vielzahl an großartigen Schallstückmachern traf. Wer vom Blechblasinstrumentenbau eine ­kleine Ahnung hat, der weiß, welch große Bedeutung dieses Bauteil besitzt.

Seit seinem Einstieg in die Musikinstrumentenbranche haben sich die Firmenstrukturen immer wieder verändert. Voller Stolz sagt er: „Wir haben der immer stärkeren Globalisierung standgehalten, mit Standortsicherungen in Deutschland und Europa.

Zunächst mit der Fokussierung auf den Blechblasinstrumentenbau, dann innerhalb der Buffet-Crampon-Gruppe hin zu einer Stärkung im internationalen Vertrieb.“ Die Stärken der Gruppe sieht er in der handwerklichen Fertigung, den starken Marken und in der Beziehung zu Musikern in aller Welt. Es ­gelte allerdings sich auf die „Generation WhatsApp“ einzulassen, die „immer alles sofort“ haben wolle.

Risiko Plagiat

Meinl: „Wird diese Generation und auch die nächste noch musizieren?“ Risiken sieht er darüber hinaus in den Plagiaten und der Verletzung von „Intellectual Property“, wie er es nennt, also des geistigen Eigentums. Dabei geht es ihm nicht nur um die Täter, sondern auch um die Anstifter.

Bis 2019 war Gerhard A. Meinl als Berater für die Buffet-Crampon-
Gruppe operativ tätig. Er hat sich um Musiker, Endorser, Produkt­entwicklung gekümmert und war quasi „Blech-Außenminister“ der Gruppe. Darüber hinaus war und ist er Gesellschafter.

Politisch und sozial

Er setzt sich ehren­amtlich nicht nur für das Musizieren und die Musikbranche ein, sondern auch politisch und sozial: „Verantwortungsethik ist die Voraussetzung für das Engagement. Meine Ehrenämter machen mir Freude. In der Bayerischen Verfassung steht sogar das Wort ‚VerantwortungsFREUDE‘. Und Freude ist etwas anderes als Spaß.“ Hoffen wir, dass Menschen wie Gerhard A. Meinl, die sich vehement und beständig für das aktive Musizieren, den Musikinstrumentenbau und die Musik­branche einsetzen, niemals aussterben.

  • 5. September 1957: geboren in Kempfen­hausen, Kreis Starnberg
  • Jurastudium, Rechts­referendar, Volljurist
  • 1984 bis 1987: Ausbildung zum Musikinstrumenten- und Schlagzeugmacher
  • 1987: Übernahme des elterlichen Betriebs
  • Ab 1991: Privatisierung und Übernahme der VEB Blechblas- und Signalinstrumente B&S
  • Aufbau einer Unter­nehmensgruppe mit Kreul (Tübingen), SML Strasser-Margiaux (Paris, Frankreich), Antoine Courtois (Amboise, Frankreich), American Way Marketing (Elkhart, Indiana/USA)
  • 2012: Integration in die Buffet-Crampon-Gruppe (Mantes la Ville, Frankreich), Minderheitsgesellschafter, Aufsichtsrat, Berater
  • Musikalisches Ehrenamt: ITEA, ITG, Deutsches Tubaforum, Frankfurter Musikpreis Kuratorium, Internationaler Instrumentalwettbewerb Markneukirchen, Bundesakademie Trossingen
  • Seit 1998: Verbands­präsident im Bundes­verband der Deutschen Musikinstrumenten-Hersteller (BDMH)
  • Seit 2013: Präsidiums­mitglied des Deutschen Musikrates

http://www.gerhard-meinl.de