Orchestra | Von Stefan Liebig

Wenn der Tiger Rag den Taunus erobert – Jazzleidenschaft gegen Alltagsterror

Über sechs Jahrzehnte sind vergangen, seit die Alliierten den Naziterror aus Deutschland vertrieben haben. Augenzeugenberichte werden immer seltener. Das liegt natürlich in erster Linie an der schwindenden Zahl von Augenzeugen, aber wohl auch am leider mäßig vorhandenen Interesse der Zuhörerschaft. Umso bewegender gestaltete sich die im Rahmen des 30. Göttinger Jazzfestivals veranstaltete Lesung von Fritz Rau und Emil Mangelsdorff. Gespannt, fasziniert und stellenweise amüsiert klebten die Gäste an den Lippen des 77-jährigen Konzertorganisators Rau und des 82-jährigen Jazzsaxofonisten Mangelsdorff. Ihre Schilderung über sieben Jahrzehnte gelebten Jazz mit vielen mitreißenden Anekdoten, aber auch schrecklichen Schicksalsschlägen, zog alle im ausverkauften Literarischen Zentrum zwei Stunden in ihren Bann. Gefühlvolle Saxofon-Improvisationen von Mangelsdorff rundeten den Vortragsabend ab. Den Schwerpunkt dieser facettenreichen musikalischen Zeitreise bildeten ihre Erfahrungen im Hitlerdeutschland der 30er- und 40er-Jahre.

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