Orchestra | Von Hans-jürgen Schaal

Whatever works – Saxofone in der Minimal Music

Philip Glass

Minimal Music, das heißt rhythmischer Puls, sich wiederholende Muster, fassbare Harmonik. Was in den 1960er-Jahren oft noch als primitiv empfunden wurde, erfüllt heute die Konzertsäle mit Hochstimmung. Und das Saxofon ist immer öfter mit dabei.

Die Grundlagen der »Minimal Music« entstanden in den frühen 1960er-Jahren in Kalifornien. Junge Musiker und Kompositions- Studenten hatten damals genug von den Dogmen der »seriellen Musik«, die die offizielle Musik- und Kompositionstheorie beherrschten. Die spätere Jazzpianistin Connie Crothers erinnert sich: »Ich studierte Komposition an der University of California in Berkeley. Ich wollte lieber komponieren als eine Konzertpianistin werden, doch ich lief gegen eine Wand. Damals, um 1960, zählte nur die serielle Musik: Kompositorische Strenge war gefragt. Ob die Musik schön war oder etwas bedeutete, interessierte damals keinen. Sogar in den Konzerten ging es nur um den intellektuellen Level der Musik. Das war nichts für mich.«

Was ist »Minimal Music«?

Gegen die Tendenz, die musikalischen »Parameter « immer komplizierter zu intellektualisieren, setzte sich die »Minimal Music« zur Wehr. Ihre Vertreter führten Ideen ins Feld, die auf uralter Musikpraxis außerhalb Europas beruhten. Dafür studierten sie die Rhythmen, Tonskalen, modalen Praktiken der afrikanischen, indischen oder indonesischen Musik, beschäftigten sich mit Bordun techniken, Improvisation, metrischer Periodik, Natur- und Mikrotönen. Auch die geistige Welt des Orients spielte eine Rolle: In Kalifornien, wo der »Ferne Osten« im Westen liegt, war man für Bewusstseins- Erweite rungen jeder Art schon immer empfänglich, seien es indische Sekten, Raga-Musik oder synthetische Drogen. Der Jazzproduzent Richard Bock gründete dort schon 1957 das Weltmusik-Label »World Pacific«. Zehn Jahre später eröffnete der indische Sitar-Meister Ravi Shankar ebenfalls in Kalifornien seine erste Musikschule außerhalb Indiens.

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