Orchestra | Von Klaus Härtel

Wie funktionieren digitale Proben im Blasorchester?

Digitale Probe

Die Corona-Krise erfordert auch für Blasorchester neue Konzepte und Überlegungen, wie in einer Zeit ohne Präsenzproben die musikalische Arbeit sinnvoll weitergehen könnte. So haben sich Musikdirektor Sebastian Rathmann und die Vereinsführung des Musikverein Onstmettingen gemeinsam ein Online-Probenkonzept überlegt, mit dem trotz momentaner Kontaktbeschränkungen effektiv weitergearbeitet werden kann.

“Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen”, hat man sich beim MVO gesagt und die Probenarbeit kurzerhand ins Internet verlegt (zum Online-Unterricht allgemein siehe hier). Dazu hat man sich – wie im “analogen Leben” auch auf feste Zeiten und Probendauern festgelegt. Organisation ist bei wöchentlichen Registerproben über Videokonferenzen mindestens genau so wichtig wie Im Probenlokal.

Übeaufgaben im Vorfeld

Deshalb erstellt Musikdirektor Sebastian Rathmann im Vorfeld konkrete Übeaufgaben für alle Musikerinnen und Musiker. Die vordefinierten Stellen bespricht der Dirigenten ausführlich in den Proben, damit die Musiker relevante Eintragungen vornehmen. So sind die Details genau erklärt. Dies ermöglicht auch im Nachgang der Probe eine gute Grundlage für das eigenständige Üben zu Hause.

Die Musikerinnen und Musiker haben die Möglichkeit, die besprochenen Abschnitte einzeln vorzuspielen und erhalten danach ein positives Dirigentenfeedback. Wenn Musiker nicht einzeln vorspielen möchten, ist dies für den Dirigenten völlig in Ordnung. Doch diese Musiker profitieren dennoch von der inhaltlichen Besprechung der Musik. Technisch ist eine Gesamtprobe – in der man den vollen Orchesterlang erleben könnte – derzeit leider noch nicht möglich. 

Große Akzeptanz bei den Musikern

Und das Konzept kommt sehr gut an bei den Mitgliedern. Es erfreut sich durchweg großer Akzeptanz. In den ersten Wochen haben etwa 70 Prozent der MVO- Musiker am Probenangebot teilgenommen. Dies wertet der Dirigent wie auch die Vereinsführung als beachtlichen Erfolg, ist das Konzept doch völlig neu und fremd für die meisten. Auch die ältere Generation zeigt sich dem neuen Konzept offen gegenüber. Der älteste Musiker des MVO ist über 80 Jahre alt.

Für die Vereinsleitung und Musikdirektor Rathmann war es wichtig, den Musikern ein qualitativ hochwertiges Probenkonzept anzubieten, damit die bereits erlernten Qualitäten in der Corona-Probenverbotszeit erhalten und ausgebaut werden können.

Keine Motivationsprobleme

Qualitativ hochwertig ist auch das musikalische Programm. Für die Online-Proben-Zeit hat Sebastian Rathmann die Stücke “Armenian Dances Part 1” und “El Camino Real” von Alfred Reed ausgewählt. Zwar ist mit diesen Werken derzeit kein Konzert geplant, Motivationsprobleme gibt es trotzdem nicht. “Die Musik ist da schon Motivation genug”, sagt Rathmann. Nichtsdestotrotz werden diese Werke so einstudiert, dass man sie bei Wettbewerben zur Aufführung bringen könnte.

Der persönliche Kontakt und das Erlebnis des gemeinsamen Musizierens fehlen den Musikerinnen und Musiker dennoch sehr. Deshalb gibt es im Anschluss an die Registerproben noch das Angebot einer Video-Konferenz für die “Geselligkeitsrunde”, damit auch das wichtige zwischenmenschliche Vereinsgefühl – zumindest virtuell – ein wenig gepflegt werden kann.

Dennoch freuen sich alle beim MVO sehr auf den Tag X, wenn wieder reguläre Proben erlaubt sind.

https://www.mvo-albstadt.de