Von den Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um geschlossene Zähne, Mandelentzündung und Clifford Brown. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de
Ich möchte gerne klingen wie Clifford Brown, bekomme es aber trotz jahrelangen Übens nicht hin. Was kann ich machen?
Eine ähnliche Frage gab es, wahrscheinlich von Ihnen (?), schon einmal in Clarino 11/2018. Warum wollen Sie denn genauso klingen wie Clifford Brown? Haben Sie keine eigenen Fähigkeiten und Fantasie? Am Anfang Ihrer Beschäftigung mit der Materie wird es durchaus sehr hilfreich gewesen sein, sich an großen Vorbildern zu orientieren. Nach einer Weile sollten Sie aber eigentlich eingesehen haben und soviel Selbstvertrauen aufgebaut haben, dass Sie die einmalige Gelegenheit haben, aus den Anregungen Ihrer Vorbilder und Ihren individuellen Stärken einen eigenen musikalischen Fingerprint entwickeln zu können! Wenn Sie partout etwas wollen, was Sie nicht können, ist das genauso misslich, wie etwas zu können, was keiner hören will. Schließen Sie also Frieden mit Ihren Wünschen und Fähigkeiten und entwickeln Sie Ihren eigenen Stil. Und leider muss ich noch einmal an das Bonmot von Wilhelm Busch erinnern: Wer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt keine eigenen Spuren.
Kann man sich mit einer Mandelentzündung fit halten?
Schwer! Sie können natürlich all das machen, was keine Schmerzen verursacht, unter Umständen ist das allerdings nichts. Dann haben Sie einfach Pech gehabt! Sehen Sie also zu, dass Sie schnell wieder gesund werden!
Stimmt mit dem As auf meiner Posaune etwas nicht? Ich habe mehrere Profis gefragt, die meinten, dass der Ton klemmt. Wenn ich 100 Prozent fit bin, geht das auch weg, aber irgendwie wundert mich das wirklich, dass dass As immer klemmt? Haben Sie eine schlüssige Antwort darauf?
Natürlich stimmt die Intonation des 7. Naturtons in unserem temperierten Intervallsystem nicht, sodass man immer korrigierend eingreifen muss. Darüberhinaus “klemmen” aber bei fast jedem Instrument bestimmte Töne, bei Streichinstrumenten ist das der Wolfston (Clarino 7-8/2013, 10/2014, 10/2016), zwar aus anderen physikalischen Gründen, aber damit müssen wir leben. Das Problem lösen Sie für sich und Ihr Instrument aber nicht durch panisch aggressives Rumgeballler, sondern dadurch, dass Sie durch behutsame, weiche Artikulation den Kipppunkt unter Kontrolle bekommen. Dieses “Annährungs-Üben” kennen Sie ja schon vom Treiben und vielen anderen Problemlösungen: Immer geduldig und hartnäckig an den Punkt herantasten, an dem Sie die Kontrolle zu verlieren scheinen – und irgendwann haben Sie die Kontrolle!
Was halten Sie eigentlich von der Methode, mit geschlossenen Zähnen zu spielen bzw. nur ganz wenig geöffnet? Und manche Trompetenlehrerinnen und -lehrer spielen mit offenen Mundwinkel, es entweicht also Luft! Was ist denn davon zu halten? Bringen diese zwei Spieltechniken nach Ihrer Meinung Vorteile für das Trompetenspiel oder nicht?
Bei einigermaßen ausreichenden Kenntnissen über die Physik und Physiologie der Tonerzeugung auf Blechblasinstrumenten kann man eigentlich nicht auf die skurrile Idee kommen, derartige Beschränkungen, die eigentlich nur grobe Fehler sind, auch noch als “Spieltechniken” zu bezeichnen! In wenigen, sehr speziellen Einzelfällen kann es zwar ein probates Hilfsmittel sein, Kieferbewegungen bewusst zu reduzieren oder zum Druckausgleich Luft an der Seite abzulassen, allerdings wären bei einer einigermaßen fundierten Ausbildung solche Notmaßnahmen obsolet (siehe Clarino 9/2017 und BRAWOO 4/2022).