Brass | Von Günter Hochenbleicher, Arthur Lamparter

Wie pflege ich mein Blasinstrument richtig?

Wer lange Freude am eigenen Blasinstrument haben möchte, muss dieses regelmäßig pflegen. Festsitzende Züge, kratzende und hängende Ventile, laute Mechanik – das kann zu einer unangenehmen Überraschung während der Probe, des Auftritts oder des Unterrichts führen. Diese mehrteilige Serie stellt dar, mit welch einfachen Mitteln In­strumente gepflegt und gewartet werden können und somit gangbar bleiben. Dann muss man auch nicht gleich bei der kleinsten Störung in die Werkstatt. 

Im 1. Teil werden die einfache Reinigung eines Blechblasinstruments, die Feinreinigung und das Zerlegen, Fetten und Ölen von Périnet- und Zylinderdrehventilinstrumenten behandelt. Der 2. Teil umfasst die Pflege und ­Wartung von Zuginstrumenten wie der Posaune. Einen Einblick in die Instandhaltung von Holzblasinstrumenten gibt es schließlich im 3. Teil der Serie.

Die Lebensdauer einer Trompete, eines Tenorhorns oder einer Tuba hängt schon von kleinen Pflegefaktoren ab. Mancher Musiker kennt das: Nach zwei Stunden Probe packt man das Instrument in den Koffer, am Wochenende zum Auftritt wieder aus – und zack, das 2. Ventil klemmt und lässt sich nicht mehr betätigen. In einer kleinen Gruppe kann das ein verheerender Ausfall sein.

Woran das liegt? Bewegliche Teile eines Blechblasinstruments, wie die Ventile, sind in ihrem Materialzustand “roh”, also nicht lackiert. Périnet-Ventile (auch Pumpventile genannt), die am häufigsten bei der Trompete, öfters beim Flügelhorn und immer beim Eufonium zu finden sind, sind meist aus Edelstahl oder Monel hergestellt. Zylindermaschinen, die beim Tenorhorn/Bariton und der Tuba verbaut sind, haben im Inneren sogenannte Wechsel, die im Regelfall aus Messing, seltener aus Titan gefertigt sind. Schnell bilden sich in Verbindung mit Kondenswasser, Speichel und säurehaltigem Magensaft auf den Ventilen Korrosionen, die sich in den Ventil­büchsen verhaken und den einwandfreien Lauf der Maschine verhindern. Ein Übel, das vorab hätte vermieden werden können. 

Alles was beweglich und roh ist, kann sich bei mangelnder Pflege durch Korrosion festsetzen

Der musikalische Leiter ruft: “David! Du bist viel zu hoch! Zieh mal den Stimmzug raus!” David, der 1. Trompeter der Gruppe, arbeitet an seinem Zugbogen, doch nichts passiert… Der Zug hat sich “festgefressen”. Jetzt muss David selber bläserisch viel arbeiten, um seine Trompete nach unten zu intonieren. Auch bei den Ventilzügen der Blechblasinstrumente handelt es sich um ­bewegliche und oberflächenunbehandelte Teile aus Messing, Goldmessing oder Neusilber. 

Also: Alles was beweglich und roh ist, kann sich bei mangelnder Pflege durch Korrosion festsetzen. Natürlich ist auch die Oberfläche des Instruments nicht komplett unempfindlich. Auch hier kommen, je nach gewünschtem Klangcharakter, verschiedenste Materialien zum Einsatz. 

Blechblasinstrumente sind heutzutage am häufigsten aus Messing und Goldmessing gefertigt, meist auch in kombinierter Form (zum Beispiel Korpus aus Messing, Schallstück und Mundrohr aus Goldmessing).

Neusilberteile wie Züge, Maschinenstöcke und Mundrohre werden gerne verbaut, um die Langlebigkeit eines Instruments zu gewährleisten. Goldmessing und Neusilber sind immun gegen den sogenannten Zinkfraß, der Messinginstrumente über die Jahre von innen befällt und das Material von innen nach außen bis hin zur Lochbildung zersetzt (deshalb auch Lochfraß genannt).

Die Oberflächen sind dabei oft lackiert oder versilbert, ferner auch mal unbehandelt (roh), vergoldet oder vernickelt. All diese Oberflächen wirken sich auf das Klangverhalten der Instrumente aus. Aber dies ist dann ein anderes Thema. Gepflegt werden müssen sie alle! Was kann nun der Spieler des Instruments tun, um die Lebensdauer und Gängigkeit seines Instruments zu maximieren bzw. aufrechtzuerhalten?

Äußerliche Pflege

Handschweiß und Wasserflecken sind Gift für die Oberfläche eines Instruments. Lackierte In­strumente sollten nach jedem Spielen – egal ob fünf Minuten oder zwei Stunden – mit einem Mikro­faser- oder Baumwolltuch gründlich abgewischt werden. Handschweiß ist säurehaltig und kann sich, wenn er nicht entfernt wird, in den Lack hineinfressen. Es kommt zu ungewollten Lackabplatzern.

Lackierte Instrumente sollten nach jedem Spielen gründlich abgewischt werden.

Um dem Lack noch eine weitere Schutzschicht zu bieten, gibt es zum Beispiel “La Tromba Lacquer Polish”. Dies hilft nicht nur beim Entfernen lästiger Wasser- und Kalkflecken, die darin enthaltene Wachsschicht legt sich auf den Lack und schützt diesen zeitweise vor erneuter Verschmutzung. Diese kurzfristige Reinigung gilt auch für versilberte, vernickelte und vergoldete Instrumente.

Diese sind zwar ­unempfindlicher gegen Säuren, aber auch nicht komplett widerstandsfähig. Da diese Oberflächen mit der Luft reagieren, kann es mit der Zeit zu Oxidationen kommen und auch hier kann die galvanisch aufgetragene Schicht bei mangelnder Pflege irgendwann aufplatzen. Kommt es zu gelblichen und schwarzen Verfärbungen, gibt es speziell dafür entwickelte, sanfte Polituren wie “La Tromba Silver Polish”, die diese entfernen und dem Instrument zu neuem Glanz verhelfen. Aber Achtung! Durch die Schleifmittel in diesen Polituren kommt es bei jeder Verwendung zwangsweise zu Materialabtrag. Daher bitte so oft wie nötig, aber auch so selten wie möglich anwenden. 

Unbehandelte Oberflächen brauchen die intensivste Pflege, denn diese oxidieren innerhalb kürzester Zeit und reagieren am schnellsten mit der Säure im Handschweiß. Die Oberfläche ­sollte deshalb regelmäßig mit den eigens dafür entwickelten Polituren, wie “La Tromba Brass Polish”, sorgsam behandelt werden. Das Instrument glänzt wieder und färbt nicht direkt an den Händen ab.

Innenpflege

Grundsätzlich gilt für alle Blechblasinstrumente: Schon nach den ersten Tönen bildet sich Feuchtigkeit durch Kondensation im Inneren des In­stru­ments. Während und nach der Probe (das gilt natürlich auch für den Unterricht oder das Üben zu Hause) sollte man gründlich das Wasser über die vorhanden Wasserklappen ablassen. Wasserklappe auf, kräftig ins Mundrohr blasen und dabei die Ventile betätigen.

Während und nach dem Musizieren sollte man gründlich das Wasser aus dem Instrument lassen.

Der Großteil des Wassers fließt so ab. Da nicht jeder Ventilzug eine Wasserklappe hat, empfiehlt es sich an der Stelle, die Züge einzeln herauszuziehen und das Wasser aus diesen ablaufen zu lassen. Ist die Spieleinheit vorbei, sollte man das Instrument vor dem Einpacken noch eine halbe Stunde auslüften lassen, damit der letzte Rest Feuchtigkeit ausdampfen kann.

Die Züge 

Um die Gangbarkeit der einzelnen Züge zu gewährleisten, ist es ratsam, diese regelmäßig mit den eigens dafür hergestellten Mitteln (Zug- und Korkfett) einzufetten. Solche Fette gibt es in verschiedenen Viskositäten: dickeres Fett für Züge, die seltener bewegt werden (La Tromba Zugfett) und dünnes Fett für Leichtlaufzüge, wie Intonationsausgleichszüge (Trigger) (etwa JM Slide Oil Nr.5). Die Fette werden in geringen Mengen auf die Züge aufgetragen und mit den Fingern gleichmäßig verteilt. 

Die Maschine

Kratzgeräusche, hängenbleibende und klappernde Ventile sind im Regelfall auf eine mangelnde Ölung der Maschine zurückzuführen. Hierfür müssen bei einer Périnet-Maschine die oberen Schraubdeckel gelöst werden. Die Ventile werden ungefähr zur Hälfte herausgezogen und mit ein paar Tropfen eigens dafür hergestellten Öls beträufelt.

Vorsicht beim Hineinschieben: Die Ventile sollten nicht gedreht werden, um Querkratzer zu verhindern. Ein leichtes Klicken signalisiert, dass das Ventil in der richten Position eingerastet ist. Schraubdeckel zudrehen, ein paar Mal pumpen, und die Ventile sollten wieder sauber und leicht laufen. Auch diese Öle gibt es in verschiedenen Viskositäten.

Grund für Kratzgeräusche, hängenbleibende und klappernde Ventile ist die mangelnde Ölung der Maschine.

Prinzipiell lässt sich sagen, dass neue In­strumente ein dünneres Öl brauchen, da das Spiel zwischen Ventil und Gehäuse noch am ­geringsten ist. Mit der Zeit und regelmäßigem Gebrauch wird dieses Spiel größer und kann durch ein dickeres Öl wieder ausgeglichen werden. Auch hier gibt es gute Produkte von La Tromba, wie die Öle T1 bis T3 und das Fast Oil, oder vom Maschinenbauer J. Meinlschmidt das JM Valve Oil Nr. 1 bis 3. 

Bei Zylinderventilen sieht die Angelegenheit etwas anspruchsvoller aus, da die Ventile nicht einfach ausgebaut werden können. Hier empfiehlt es sich, die Wechsel über die Ventilzüge zu ölen. Ventilzug raus, ein paar Tropfen Öl hinein, Zug rein, fertig. Aber Vorsicht! Das Öl darf unter keinen Umständen an der Innenzugwand entlanglaufen. Es löst das Zugfett, vermengt sich mit diesem und wird zäh. Diese zähe Flüssigkeit sorgt anschließend für eine schwergängige ­Maschinerie, die nur noch die Werkstatt wieder flott machen kann. 

Man kann Öl auch in das Mundrohr hineinlaufen lassen

Tipp: Lassen Sie das Öl in den Ventilzug hineinlaufen und setzen diesen entgegengesetzt der Schwerkraft wieder ein, drehen das Instrument ein und voilà: Das Öl läuft in die Maschine, ohne mit dem Fett in Kontakt zu kommen. Beim Flügelhorn oder der Konzerttrompete kann man das Öl auch in das Mundrohr hineinlaufen lassen. ­Zusätzlich dazu sollte man dem Ventilhals und dem Ventilzapfen unterhalb der unteren Schraubdeckel ein paar Tropfen Öl gönnen.

Wichtig ist, die Schraubdeckel beim Zusammenbau nicht zu vertauschen. Alle haben ihre vorgeschriebene Position am Instrument. Der Vorteil einer Zylindermaschine sind die kurzen Drückerwege, der kleine Nachteil ist der aufwendigere Aufbau mit Gelenken und Schubstangen gegenüber einem Périnetinstrument. Auch diese Gelenke sollten regelmäßig einen Tropfen dickeren Öls (etwa JM Bearing Oil Nr. 13,5) erhalten, um verschleißarm und leise zu bleiben. 

Auch die vorhandenen Wasserklappen sollten immer wieder an der Verschraubung geölt und verschlissene Wasserklappenkorken ersetzt werden. Diese werden mit handelsüblichem Heißkleber in der Klappe fixiert.

Intensiv­pflege

Ein bis vier Mal im Jahr ist es ratsam, das Instrument komplett zu zerlegen und gründlich zu reinigen. Hierfür werden bei Périnetinstrumenten sämtliche Ventile und Züge entnommen. Dabei sollte niemals Gewalt angewendet werden. Wenn etwas derart festsitzt, dass man es nicht von Hand lösen kann, sollte man die Meisterwerkstatt ranlassen. 

Die Züge und der Korpus werden kurz in ein Gemisch aus lauwarmem Wasser und handels­üblichem Spülmittel gelegt. Langes Einweichen von lackierten Instrumenten muss unbedingt vermieden werden, da der Lack Schäden davontragen kann. Die Ventile können in die gleiche Flüssigkeit, beispielsweise in einer Tasse, aufgestellt werden. Die Filze sollten dabei nicht mit dem Wasser-Spülmittel-Gemisch in Kontakt kommen.

Zerlegen Sie das Instrument ein bis vier Mal pro Jahr ist komplett und reinigen Sie es gründlich.

Haben sich starke Korrosionen oder Grünspan auf den Ventilen gebildet, können Sie diese bis zu einem gewissen Grad mit Essig ­lösen. Mit Bürsten und Reinigungssets (etwa von Reka oder Arnolds & Sons) können die Züge innen von Schmutz und Ablagerungen befreit werden. Dazu fährt man mit den Bürsten mehrmals durch alle Züge, damit sich festsitzender Schmutz lösen kann. Nicht verwendet werden sollten scharfkantige Gegenstände oder grobe Schleifmittel, denn dies kann zu Undichtigkeit bis hin zum Totalschaden führen! Anschließend werden alle Teile mit klarem Wasser wieder abgespült und mit einem fusselfreien Tuch getrocknet. Das Ölen und Fetten findet im Anschluss statt.

Zylinderdrehventilinstrumente

Bei Zylinderdrehventilinstrumenten erfolgt die Reinigung ähnlich, nur verbleiben die Ventile im Instrument. Diese sollten nur vom Fachmann ausgebaut werden. Wer sein Instrument aus Sicher­heitsgründen gar nicht zerlegen möchte, kann es mit genügend Druck regelmäßig lauwarm durchspülen. Adapter für handelsübliche Wasserschläuche, wie etwa den Hydro Jet von J. Meinlschmidt, gibt es im Fachhandel.

Die Anschlagkorken oder -gummis in den Hufeisen sollten auch von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden. Es gibt hierfür Kork, weiße und schwarze Gummis. Diese erhält man als “Stangen­ware”, die man auf die passende Größe zurechtschneiden kann. Nach der Montage sollte der Ventilschnitt überprüft werden. Hierfür entnimmt man die unteren Schraubdeckel. Am Zapfen erkennt man Markierungen für den gedrückten und ungedrückten Zustand. Diese Markierungen sollten perfekt zueinanderstehen. Ist dies nicht der Fall, braucht man entweder dickere Gummis oder sie können mit einem Cuttermesser ein kleines Stück abgeschnitten werden.

An manchen Drehventilmaschinen sind in den Schraubdeckeln Madenschrauben angebracht. Diese haben die Aufgabe, die Höhe des Wechsels einzustellen. Hat dieser axial zu viel Spiel, äußert sich das durch ein metallisches Klappern. Durch vorsichtiges Anziehen der Schraube kann das Höhenspiel eingestellt werden. Ist die Schraube zu fest, wird sich der Wechsel nicht mehr bewegen.

Fazit

Trotz aller häuslichen Pflege ist es ratsam, das Instrument regelmäßig zum Service in die Meisterwerkstatt zu geben. Seit über 140 Jahren steht der Name Reisser Musik in Ulm für Erfahrung und Tradition im Bereich ­Neubau und Reparatur von Blas- und Orchesterinstrumenten. Dieses lang­jährige Know-how zeigt sich bis heute durch fachmännische, kompetente und schnelle Reparaturarbeiten.