Über eine groß angelegte Meinungsumfrage ließe sich ziemlich genau in Erfahrung bringen, was für Ansprüche und Erwartungen die Mehrheit der Musiker/innen an ein Pflichtstück hat. Nach den ermittelten Wünschen könnte man relativ leicht die entsprechenden Kompositionen konstruieren. Auf »demokratischem Weg« würde sich so die Kunst entwickeln. Die Komponisten würden in diesem Falle das machen, was die meisten von ihnen erwarten. Tun sie es manchmal auch, zuweilen gar auf Druck von Musikvereinen und auf Geheiß von Verlagen, die im knallharten Geschäft überleben wollen?
Der Auftrag könnte etwa so lauten: »Die jüngste Komposition hat sich gut verkauft, sie ist bei Interpreten und Zuhörern äußerst beliebt. Bitte komponieren Sie ein ähnliches Stück mit ähnlichem Inhalt in ähnlicher Verpackung/Form/Instrumentation.« So entstehen zuweilen ganze Reihen von ähnlichen Kompositionen. Eigentlich müsste man dann nicht von neuen, sondern von veränderten alten Kompositionen sprechen. Mit dem Computer lässt sich zudem Zeit sparen, viele Muster kann man kopieren und sie geringfügig verändern – und schon ist ein »neues« Werk »kreiert«. In Anführungszeichen – denn mit Kreativität hat dieses Schaffen nicht mehr viel zu tun.