Je nach Genre und Stilistik spielt er mal kaum eine Rolle oder hat oberste Priorität: der Stoß. Damit er exakt und sauber klingt, muss er geübt werden. Ein paar der effektivsten Übungen stellen wir heute vor.
Effizienz durch Einfachheit
Wie im Artikel der letzten Ausgabe schon erwähnt, sind meiner Ansicht nach einfache Übungen der schnellste Weg zum Ziel. Hier kann sich der Kopf immer einer wichtigen Sache nach der anderen widmen. Und die Möglichkeit, sich versehentlich etwas falsch anzugewöhnen, minimiert sich. Beim Thema Stoß gibt es viele Lösungsansätze, Varianten und Techniken. Hier wird er mit »dadada« assoziiert, dort mit »tatata« und anderswo wiederum mit »tütütü«. Ob es »die eine« richtige Silbe gibt, kann ich nicht sagen. Was für den einen funktioniert, kann beim nächsten Probleme verursachen. Wie so oft gilt vermutlich das »Trial-and-Error« Prinzip. An dieser Stelle möchte ich meinen Tuba-Professor Wilfried Brandstötter aus dem Gedächtnis zitieren: »Solange es gut klingt, ist alles erlaubt.« Der Einfachheit halber wird in diesem Artikel immer nur eine Silbe beschrieben. Es sollen natürlich alle gemeint sein und ganz besonders die, die der Leser bevorzugt.
Der Einfach-Stoß
Wie bereits erwähnt, gibt es unterschiedliche Meinungen, welche Silbe den besten Stoß hervorbringt. Erwähnt soll hier auch sein, dass – besonders bei Trompetern – sich die Silben in unterschiedlichen Lagen verändern. Rolf Quinque geht in seiner Trompetenschule »Atmung Stütze Ansatz Methode« ins Detail. Diese Ausführung dient nur der Vollständigkeit. Wir bleiben in diesem Artikel bei den Grundlagen.
Für Anfänger sind die Silben »dada« einfacher zu erlernen. Da hierdurch ein weicher Stoß entsteht, die Luft zwischen den Tönen also weniger hart abgebremst wird.

In der Tenorhorn- und Eufoniumschule »BrassTrail« wird eine einfache Übung beschrieben. Sie ist perfekt für Anfänger. Wenig Ablenkung, sodass die Konzentration ganz auf Luft und Stoß gerichtet werden kann. In der Beschreibung zu dieser Übung steht: »Der Zungenstoß sollte in allen Registern gleichmäßig sein. Man achte zudem auf eine konstante Luftführung.« Mehr gibt es hier nicht zu beachten.

Die jetzt dargestellte Übung gibt es vermutlich in vielen Instrumentalschulen. Anhand einer Tonleiter wird jeder Ton erst mit 8teln, dann 8tel-Triolen und schließlich mit 16teln gespielt. In manchen Varianten kommen noch 16tel-Triolen oder gar 32tel hinzu. Das Ziel ist, den Stoß bei immer schneller werdenden Tönen mit derselben Klarheit zu spielen, wie im ersten Takt. Bei der Durchführung liegt der Fokus auf der Luft, die immer fließen soll.
Weiche Artikulation
Ohne Zunge wäre es also ein ausgehaltener Ton. Zu Beginn ist eine weiche Artikulation zu empfehlen. Das gewährleistet einen ungehinderten Luftfluss. Nach und nach kann der Stoß immer deutlicher artikuliert werden. Wichtig ist, dass die Zunge keinen Luftstau verursacht. Ist das der Fall, hört es sich oft an, als wird der Ton an- und auch abgestoßen. Also »tat, tat, tat«. Das ist in der traditionellen Blasmusik zwar durchaus erwünscht, zum Erlernen einer sauberen Stoßtechnik sollte jedoch erst einmal der Luftfluss – und damit die Grundlage – im Fokus stehen.
Falls Probleme auftreten, wie etwa, dass der Ton gurgelt oder schlecht anspricht, könnte hilfreich sein, die Zunge erstmal wegzulassen.

Der Ton wird ganz ohne Zunge erzeugt. Zwischen den Tönen wird »neu angesetzt«. Luftfluss, Position der Lippen usw. stehen hier im Fokus der Übung. Wenn der Gurgelton immer noch vorkommt, lag das Problem gar nicht am Stoß oder der Zunge. Doch dazu in einer anderen Ausgabe mehr.
Die bisherigen Stoßübungen hatten beide einen identischen Aufbau: mehrere Anstöße auf demselben Ton. Effizienz durch Einfachheit. Stellt das keine Herausforderung mehr dar, ist der nächste logische Schritt ein Stoß pro Ton. Und da bieten sich Tonleitern perfekt an. In Variationen und Schwierigkeit, sie zu spielen, gibt es kaum Grenzen. Und da sie in nahezu jeder Instrumentalschule präsent sind, belassen wir es hier bei einer Erwähnung.
Die Doppelzunge
Bei der Doppelzunge kommt beim Zurückziehen der Zunge die Silbe »ga« hinzu. So entstehen mit nur einer Zungenbewegung zwei Stöße. Es können also erheblich schnellere Artikulationen gespielt werden. Damit beide Stöße gleich klingen, bedarf es einiges an Training. Um die zweite Silbe einzustudieren, bieten sich dieselben Übungen an, wie die bereits oben erwähnten. Beim »BrassTrail« Beispiel kann komplett auf den Einfachstoß verzichtet werden, es wird also nur »ga« gespielt. So entsteht ein Gefühl für den Doppelzungenstoß. Zuerst sehr weich anstoßen und Intensität langsam steigern.
Die Heimann-Übung eignet sich perfekt, die Anstöße umzudrehen. Also »gada« anstelle von »daga«. Wer Probleme mit der Doppelzunge hat, kann dadurch den Kopf austricksen. So wie schon in der vorigen Ausgabe durch Rhythmusveränderungen der Knoten im Kopf gelöst wurde, verhält es sich auch hier. Ein Zungenstoß ist ebenso Motorik wie das Ventildrücken durch die Finger.

Die Achtel bereits mit der Doppelzunge spielen. Es wird also erst langsam gestoßen, sodass der Fokus klar auf Luftfluss und Stoßpräzision liegt und dann schnell. Diese Übung verbindet sinnvoll den Leitsatz »Effizienz durch Einfachheit« mit einer kleinen Herausforderung. Und letzteres ist enorm wichtig, da sonst Langeweile beim Üben entstehen kann. Und das wiederum verursacht Unkonzentriertheit und Schludrigkeiten schleichen sich ein.
Die Triolenzunge
Neben der Doppelzunge gibt es noch eine dritte Variante des Stoßes: die Triolenzunge. Hierbei wird dem Doppelzungenstoß einfach ein dritter hinzugefügt.
Arban schreibt in seiner Trompetenschule auf Seite 143: »Meine Erfahrung hat mich gelehrt, daß man, um ein leichtflüssiges Stakkato zu erhalten, die Silben tü, tü, kü, tü, tü, kü, tü genau aussprechen muß und nicht etwa die Silben dü, dü, gü, dü, dü, gü, dü. Diese letztgenannten Silben lassen sich allerdings schneller aussprechen, aber anstatt die Töne voneinander zu trennen, bewirken sie nur einen Zungendruck im Tone.«
Er spricht weiters davon, dass zu Anfang die Töne möglichst breit gespielt werden sollen. Und erst, wenn das präzise ist, kann auch kürzere Artikulationen (Staccato) verwendet werden.

Diese Übung ist wieder im selben Konzept gehalten, wie die bereits dargestellten. Der Stoß soll zuerst auf demselben Ton geübt werden, damit der Bewegungsablauf trainiert wird.
Wie schon bei der Doppelzunge empfiehlt es sich, den »ga« Stoß an eine andere Stelle zu legen. Also »dagada«, oder »gadada«.
Ist der Bewegungsablauf erlernt, liegen Dreiklangübungen nahe.

Der Ablauf ist derselbe, wie bei den Übungen zuvor: zuerst mit einem weichen Stoß üben, auf Luftführung und einen sauberen Ton achten. Nach und nach den Stoß verstärken. Die »ga« Silbe nach Belieben immer wieder an einer anderen Stelle spielen, damit der Kopf flexibel bleibt.
Diese Rubrik soll einen groben Überblick über die gängigsten Übungen zu einzelnen Schwerpunktthemen geben, welche sich in meinem Übe-Alltag als hilfreich erwiesen haben. Ihr habt noch weitere Vorschläge oder andere Ideen, wie Stoß geübt wird? Lasst es uns wissen. In der nächsten Ausgabe widmen wir uns dem Thema Bindungen.