Orchestra, Szene | Von Jochen Wehner

Wiege der Opernkunst – Funktion der Militärorchester in der musikalischen Architektur von Opernpartituren

Wenn man die Geschichte der darstellenden Kunst zurückverfolgt, kann man feststellen, dass die Einbeziehung einzelner Instrumente zur akustischen Verdeutlichung von Simultan-Szenen bereits vor etwa 400 Jahren begonnen hat. 

Fanfaren-Signale hinter der Szene kündigten das Herannahen von Königen oder Fürsten an; Trompeten- und Trommel-Motive erklangen bei Schlachtszenen und Hornintervallfolgen markierten Beginn und Ende einer Jagd. Im Verlaufe der Entwicklung der Opernkompositionen expandierte auch das Instrumentarium. Wenn man in der Barockzeit noch mit etwa 25 Musikern im Orchestergraben auskam, hat sich die Besetzung bis heute fast vervierfacht. Die Standardbesetzung eines größeren Opernhauses Mitte des 19. Jahrhunderts  in Deutschland wurde mit 60 bis 70 Instrumentalisten kaum überschritten. Trotzdem hat sich die Konzipierung von Bühnenmusiken großen Stils im gleichen Zeitraum explosionsartig herausgebildet. Das gelang natürlich nur durch die Einbeziehung von Militärorchestern, deren bläserische Leistungsfähigkeiten nachweislich ein hohes Niveau aufweisen konnten.

Dieser Tatbestand war für Komponisten wiederum eine willkommene Herausforderung, vor allem in Italien, Frankreich, Russland und Deutschland, die akustischen Möglichkeiten im Musiktheater optimal auszuloten. Ganze Schlachten tobten hinter der Bühne durch Bataille-Musiken, während auf der Bühne die dramaturgische Haupthandlung der Oper ihren geplanten Fortgang nahm. Komponisten wie Wagner, Verdi, Meyerbeer und Tschaikowski haben sich bei ihrer Instrumentation der Bühnenmusik logischerweise auf die damaligen nationalen Besetzungen der Militärorchester bezogen. 

Artikel in voller Länge als PDF downloaden