Die Berliner Mauer stand noch, als sich das Philharmonische Bläserquartett gründete. Fünf junge Musiker, ebenso ehrgeizig wie begabt, wurden Mitte der Achtziger in den exklusiven Zirkel der Berliner Philharmoniker aufgenommen; Orchesterchef war damals noch Herbert von Karajan. Den Neuzugängen fiel auf: Im Laufe der Jahrzehnte hatte es zwar zahlreiche Kammermusik-Ensembles unter dem Dach der Berliner Philharmoniker gegeben – darunter aber kein einziges beständig arbeitendes Bläserquintett.
Also taten sich die fünf im Jahre 1988 zusammen: der Flötist Michael Hasel, Oboist Andreas Wittmann und Klarinettist Walter Seyfarth sowie Fergus McWilliam am Horn und Henning Trog am Fagott. In dieser Besetzung spielte das Quintett mehr als zwei Jahrzehnte lang.
Erst 2009 wurde Henning Trog von der Fagottistin Marion Reinhard abgelöst. Sie kam 1999 zu den Berliner Philharmonikern, war aber mit dem Quintettrepertoire bereits bestens vertraut: Sie hatte schon ein paar Jahre im Orsolino Quintett gespielt, das unter anderem den ARD-Musikwettbewerb gewann.
Viel Engagement auch für Nachwuchsausbildung
Neben ihrer Tätigkeit im Quintett und im Orchester engagieren sich die fünf Musiker auch in der Nachwuchsarbeit. So leitet der Oboist Andreas Wittmann die Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker, aus der das Orchester gern neue Mitglieder rekrutiert.
Auch beim venezolanischen Jugendorchester-Programm mischen die philharmonischen Bläser mit: Klarinettist Walter Seyfarth ebenso wie der aus Schottland stammende Hornist Fergus McWilliam, der ein volles Jahrzehnt im »El Sistema« unterrichtete und heute im Gremium von »Sistema Scotland« sitzt. Seine pädagogischen Erfahrungen hat der Hornist übrigens in die beliebte Instrumentalschule »Blow Your Own Horn« gepackt.
Bläserquintett zählt zu den weltweit Besten
Was Perfektion, Ausdrucksvielfalt und Stilsicherheit angeht, dürfte das Philharmonische Bläserquintett zu den weltweit Besten seiner Zunft zählen. Davon zeugen die Einspielungen, die bei dem schwedischen Label BIS erscheinen. Und davon konnte man sich im Herbst auch live beim Usedomer Musikfestival überzeugen, das regelmäßig die verschiedenen Kammermusik-Ensembles der Berliner Philharmoniker einlädt.
Das Bläserquintett, das schon zum zweiten Mal auf Usedom gastierte, spielte in der St.-Marien-Kirche von Usedom-Stadt ein originelles Programm: Mozarts Stücke für ein mechanisches Uhrwerk mit Orgelwalze sowie Kompositionen des zeitgenössischen finnischen Komponisten Kalevi Aho; letztere als Beitrag zum Finnland-Schwerpunkt des 22. Usedomer Musikfestivals.