Orchestra, Szene | Von Hans-jürgen Schaal

Zeichentrick und Dixieland – Ward Kimball liebte es schnell und schrill

Er war der Mann für die rasanten, exzen­trischen Szenen in Walt Disneys Zeichentrickfilmen. Auch in seiner Freizeit ließen ihn Rhythmus und Tempo nicht los: Ward Kimball (1914 bis 2002) leitete nebenher die erfolgreichste Dixieland-Band Amerikas.

Wie macht man aus einem hässlichen Insekt­ eine niedliche Zeichentrickfigur? Ward Kimball erinnert sich: »Die Grille war anfangs wie eine kleine schwarze Heuschrecke gezeichnet und die Aufgabe bestand darin, sie zu einer Figur zu machen, die Walt [Disney] akzeptieren würde. Das war ein schwerer Job, weil die Grille eigentlich wie eine Kakerlake aussah. Jedes Mal, wenn ich zu ihm raufging, runzelte Walt die Stirn und sagte ›Er ist nicht niedlich genug‹ oder etwas Ähnliches. Ich machte zwölf oder 14 Versionen und nahm nach und

nach die ganzen Anhängsel weg. Am Ende wurde daraus ein kleiner Mann in einer Art Gehrock, die man als Flügel auffassen konnte. Mit Kragen, Zylinderhut und Schirm, das Gesicht ist ein Ei mit Wangen. Keine Ohren, dafür zwei Striche am Kopf, die an Fühler erinnern, und die Nase. Wenn sein Mund zu nahe an der Nase ist, sieht er aber zu niedlich aus. Der Mund funktioniert als Achse. Man darf da keinen Micky-Maus-Mund zeichnen. Das Publikum akzeptiert ihn nur als Grille, weil die anderen Figuren sagen, er sei eine.«

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