Brass | Von Klaus Härtel

Posaunist Jan Donner im Interview: Zeit ist ein wertvolles Gut

Jan Donner
Foto: Natalia Jansen

Sten Nadolny verfasste schon 1983 ein Plädoyer zur “Entdeckung der Langsamkeit”. In diesem Roman hat der englische Kapitän und Polarforscher John Franklin – wegen seiner Langsamkeit – zwar immer wieder Schwierigkeiten, mit der Schnelllebigkeit seiner Zeit Schritt zu halten, wird aber schließlich doch gerade wegen seiner Beharrlichkeit zu einem großen Entdecker. 

Gelesen hat der Posaunist Jan Donner das Buch (noch) nicht, doch mit der Idee kann er sich sehr gut anfreunden. Auf dem Tonträger, den er gemeinsam mit seiner Schwester Maren aufgenommen hat, ist das Thema “Zeit” das zentrale. “Zeit scheint oft der alles bestimmende Faktor zu sein: ‘Ich habe keine Zeit’, ‘Das kostet zu viel Zeit’, ‘Ich stehe unter großem Zeitdruck’, ‘Wenn ich Zeit hätte, würde ich’, ‘Wenn ich später mal Zeit habe, gehe ich das Projekt an'”, führt Jan Donner aus. “Was ‘in­zwischen’ passiert, wird selten betrachtet. Ich habe die Langsamkeit entdeckt während des Lockdowns”, gibt er zu. Es sei alles sehr eng getaktet gewesen. Hier noch ein Workshop, dort noch zwei Schüler. “Ich habe es als sehr gesund empfunden, dies eine Zeit lang nicht tun zu können.” Das habe einiges sortiert, “vor allem in der oberen Etage”. Der Posaunist tippt sich an die Stirn. 

Die Pandemie hat das CD-Projekt “Meanwhile” der Geschwister Donner in eine andere zeitliche Dimension gesetzt. Terminlich lief alles “nach Plan”, aber in einer Zeit, in der das normale Arbeitsleben als Musiker zum Erliegen gekommen ist bzw. neue Formen verlangt, gab es Raum für intensive Auseinandersetzung. Die Zeit saß nicht im Nacken, sondern hat den Blick auf das “Inzwischen” geschärft und neu gefärbt. 

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