Er war eine Jahrhundertfigur, ein großer Botschafter und Advokat der Musik: Leonard Bernstein (1918 bis 1990). Der amerikanische Dirigent und Komponist hatte definitiv eine Schwäche für Blasinstrumente.
Strauss, Schumann, Strawinsky und Mahler
Mit 25 Jahren wurde er schlagartig berühmt. Leonard Bernstein assistierte damals mehreren renommierten Dirigenten und musste im Notfall selbst am Pult stehen. So kam es, dass er 1943 seine erste Radio-Übertragung dirigierte – er hatte sich die Werke dafür nicht ausgesucht, er vertrat ja nur seinen Chef, aber das Konzert wurde für ihn ein denkbar guter Anfang.
Strauss’ »Don Quixote« und Schumanns »Manfred«-Ouvertüre standen auf dem Programm, zwei Werke, die auch für die historische Emanzipation der Bläsersprache stehen. Später wurden Strawinsky und Mahler für Bernstein sehr wichtig – ebenfalls Komponisten, die ohne die differenzierte, teils grelle Buntheit ihrer Bläserfarben undenkbar sind.
Der Dirigent Leonard Bernstein war bald bekannt als Spezialist für pointierte Klangfarbensprache. Auch in seinen eigenen Werken zeigte er sich als Virtuose der Bläserbehandlung.
Große Friedensgeste: Auftritt in Feldafing
Schon dieses erste Radiokonzert ließ damals aufhorchen – Bernsteins Enthusiasmus und seine klare Linie wirkten frisch und entschlossen. Und nicht nur als Dirigent, auch als Musikvermittler, Komponist und politische Symbolfigur besaß Leonard Bernstein große Überzeugungskraft.
1948, als andere jüdische Künstler noch einen großen Bogen um Deutschland machten, kam er als erster amerikanischer Dirigent ins Nachkriegs-Bayern. Es war eine große Friedensgeste, bei der Bernstein aber politisch zu differenzieren wusste. Er trat damals auch in Landsberg und Feldafing auf, in zwei Lagern für »displaced persons« und vormals Außenlagern des KZ Dachau.
Leitung der New Yorker Philharmoniker
Als Bernstein 1958 die Leitung der New Yorker Philharmoniker übernahm, war er der erste Amerikaner auf diesem Posten. Damals startete er auch seine »Young People’s Concerts«, die in Rundfunk und Fernsehen übertragen wurden – eine revolutionäre Maßnahme zur Popularisierung der klassischen Musik. Mit seiner Eloquenz und seinem Charme wurde Bernstein zu America’s Darling und einem Star des Klassikbetriebs.
Er tourte mit dem New York PO um die ganze Welt und wirkte in vielen Ländern auch als Gastdirigent, vor allem bei den Wiener und Berliner Philharmonikern. Rund 200 Musikfilme machte er zwischen 1970 und 1990. Er half auch mit, das Schleswig-Holstein Festival aus der Taufe zu heben.
Und er mischte sich in politische Fragen ein, nicht nur in den USA. 1989, kurz nach dem Mauerfall, dirigierte er in Berlin Beethovens Neunte als »Ode an die Freiheit«.