Brass | Von Carsten Dippel

Zurück zur Natur – Wie klang das Horn, als Haydn noch lebte?

So gut der Jäger auch zielte, er traf den Hasen nur knapp. Jaulend sprang das arme Geschöpf davon. Ein ärgerlicher Fauxpas. Weit mehr noch als für seine Jagdkünste wurde der versierte Schütze für seine Musik geliebt: Joseph Haydn, Kapellmeister am Hofe des Fürsten Esterházy. Zu einer zünftigen Jagd gehören Hörner, die das Kommando geben, und es liegt wohl nicht fern, Haydns besondere Vorliebe für deren Klang aus seinem privaten Vergnügen abzuleiten. Jedenfalls hat er auffallend gern für Horn komponiert. Wer kennt es nicht, das berühmte »Hornsignal« aus der »Sinfonie Nr. 31«? Oder die »Sinfonie Nr. 73«, die später nicht umsonst den Namen »La Chasse« erhielt?Verbeult, geknickt, von reichlich Patina und Korrosion bedeckt, so präsentierte sich das antike Blech, als Stephan Katte zum ersten Mal die wundersamen Stücke in den Händen hielt. Es war an einem kühlen Frühlingstag auf Schloss Jeviˇsovice, einem mächtigen Renaissancebau, das eine Außenstelle des Mährischen Landesmuseums in Brünn beherbergt. Dicht an dicht stapeln sich bis unter die hohe Decke Kartons in den Regalen. Wer würde auf die Idee kommen, dass sich in ihnen wahre Schätze verbergen? »Mir war sofort klar, dass es sich um die zwei interessantesten Stücke der Sammlung handelte.« Am Rand des längst nicht mehr messingglänzenden Trichters findet sich eine Gravur: Antoni Kerner in Wienn 1760, eingerahmt von zwei Schlagstempeln mit dem habsburgischen Doppeladler. Das andere Horn gibt unter gleichem Namen das Jahr 1810 zu erkennen. Anton Kerners Sohn.

Artikel in voller Länge als PDF downloaden