Brass | Von Klaus Härtel

“Zweitakter” von Christoph Moschberger für die Kleinstbesetzung

Trompete
Foto: Felix Groteloh

Wenn man so viel unterwegs ist, wie der Trompeter Christoph Moschberger, hat man zwischen zwei Tourgigs sicherlich viel Zeit. Das war vor Corona. Während der Pandemie hat man sogar noch mehr Zeit… Christoph Moschberger hat diese Zeit sinnvoll genutzt. Und das sogar für uns alle. Der stilistisch vielseitige Trompeter hat sich nämlich Musik erdacht. Und als “Zweitakter” bringt er die jetzt als Notenheft heraus.

Im Pressetext heißt es, dass das Notenheft “Zweitakter” allen Blechbläsern die Möglichkeit gibt, traditionelle Blasmusik in Kleinstbesetzung zu machen – nämlich zu zweit! Die Stücke “führen durch verschiedenste Facetten der geblasenen Volksmusik und dabei weit über das (für ein Blechbläser-Duo) gängige ‘Weisenblasen’ hinaus. Bei Polkas, Walzern und Boarischen werden die Musiker zu Melodikern und Pulsgebern zugleich!” Wir haben bei Christoph Moschberger mal nachgefragt.

Christoph, Du bist jetzt auch unter die Verleger gegangen. Wie kam es dazu?

Ich habe in den letzten Jahren begonnen, neben dem aktiven Musizieren auch mehr Musik zu schreiben – vor allem Kompositionen für verschiedene Blechbläser-Besetzungen. Um diese nun unter die Leute zu bringen habe ich den Verlag “Edition Moschberger” gegründet und einen Online-Shop gestartet. Ich finde es toll, ein Projekt von Anfang bis Ende begleiten und gestalten zu können. Von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung liegt immer ein sehr spannender Weg. Das Duett-Buch “Zweitakter” ist mein erstes Baby, das unter diesem Dach das Licht der Welt erblickt hat.

Also ist das Heft nicht nur deswegen entstanden, weil du zu viel Zeit hattest. Was war die Grundidee zu “Zweitakter”?

Ich wollte traditionelle Blas- bzw. Volksmusik-Stücke schreiben – und zwar für Blechbläser-Duett-Besetzung. Üblicherweise denkt man dann schnell ans Weisenblasen mit zwei Flügelhörnern, wie es in der alpenländischen Volksmusik sehr verbreitet ist. Bei Weisen liegt der Fokus aber eher auf der Melodie, weil sie ja oft sehr getragen sind. Ich wollte nun bewusst Duette schreiben, die auch grooven, also tänzerische Stücke wie Polkas, Walzer und Boarische. Da sind die Musiker dann als Melodiker und Pulsgeber zugleich gefordert. Genau in dieser Doppelrolle liegt für mich die Herausforderung und der besondere Reiz, der mich letztlich zum Schreiben dieser Stücke inspiriert hat. 

“Zweitakter” ist ein Duett-Heft mit neun Titeln. Wie haben die einzelnen Werke für einen Hintergrund? Und was hat ein “Tiroler Madl” mit Wolfgang Niedecken zu tun? 

Die Stücke sind ein Querschnitt durch die verschiedenen Facetten der geblasenen Volksmusik und die Titel verraten eigentlich schon einiges: manche sind ganz deutlich von der alpenländischen Spielart inspiriert, wie die Schnellpolka “Auf der Alm” oder das “Tiroler Madl”, ein flotter Boarischer. Andere wiederum sind mehr von der böhmischen und der Egerländer-Musik beeinflusst, wie die Polka “Alte Hasen” oder der Walzer “Einsam Zweisam”. 

Wolfgang Niedecken und das “Tiroler Madl” sind auf immer untrennbar miteinander verbunden, weil ich dieses Stück während der fünf-wöchigen BAP-Tour im Herbst 2018 komponiert habe. Da fragt man sich vielleicht wie das zusammen geht? Kölsch-Rock und Volksmusik. Aber gerade während solcher langen Tourneen, bei denen man ja jeden Abend ein ähnliches Programm spielt, entwickelt sich bei mir oft der Drang, musikalisch etwas völlig anderes zu machen. Daher habe ich nachmittags in der Garderobe gerne Volksmusik gespielt und dabei ist dieses Stück entstanden. Und vielleicht war auch noch eine Portion Sehnsucht nach zu Hause im Spiel? Ich wohne ja mittlerweile in Tirol mit meinem “Tiroler Madl”.

Und jetzt ist das Konzept sogar noch Corona-konform!

Ja, so ist es! Aber das war mehr Zufall als Absicht. Wenn ich Musikern und Musikerinnen in der jetzigen Zeit ohne Konzerte und Orchesterproben damit eine Möglichkeit geben kann, zumindest zweisam statt einsam zu musizieren, dann freut es mich natürlich.

Eine Frage noch: Wie hast du es geschafft, Hans Gansch aus dem Ruhestand zu holen? Der wollte die Instrumente doch an den Nagel hängen!

Hans ist ein Musikant, und zwar bis in die Haarspitzen. So jemand kann es nicht lassen. Ich musste also keine Überzeugungsarbeit leisten. Als ich ihn angerufen und gefragt habe, ob er Lust auf ein Duett mit mir hätte, hat er sofort zugesagt und war Feuer und Flamme. Das war natürlich eine Riesenehre für mich! Wir hatten vorher noch nie zusammengespielt und kannten uns auch nicht besonders gut. Nach dem Telefonat war ich so beflügelt, dass ich direkt noch eine zweite Nummer für uns beide geschrieben habe: “Der Irrseer”, eine ruhige Weise, die ich ihm auch gewidmet habe. Mit ihm zusammenzuspielen war wirklich besonders und es war sicher nicht das letzte Mal!

Zweitakter
Auch Hans Gansch hat “Zweitakter” hinter dem Ofen hervorgelockt.