Wenn heute eine Oper wie »Aida«, »Lohengrin« oder »Wozzeck« an renommierten Theatern original aufgeführt wird, dann ist entweder das zusätzliche Bläserpotenzial im eigenen Ensemble vorhanden oder ein zweites Orchester vor Ort. Wie aber war die Situation im 19. Jahrhundert, wo die Orchesterbesetzung selbst an großen Häusern kaum eine Gesamtstärke von 60 bis 70 Musikern überstieg? Es gehörte einfach zur Tradition und Praxis, die damals schon auf einem relativ hohen Niveau stehenden Militärorchester und Feuerwehrkapellen in die Opern-Inszenierungen einzubeziehen.
Die Anbindung eines zusätzlichen Klangkörpers auf oder auch hinter der Bühne beinhaltet in der Oper meistens die Simultanität von verschiedenen Handlungen. Der Einsatz eines Blasorchesters bezieht sich naturgemäß auf Szenen, in denen ein Bläserapparat auch vom Stil seine Berechtigung findet. Mit der Erfindung der Ventiltechnik bei den Blechblasinstrumenten (um 1835) entstand eine entscheidende Entwicklung in der Besetzung und auch im Wunsch nach anspruchsvolleren Kompositionen. Die Lösung des Bassproblems – sprich: Basstuba anstatt Serpent und Ophikleide – brachte andere Möglichkeiten der Virtuosität in diesem Register.