Schwerpunktthema, Wood | Von Klaus Härtel

Céline Moinet über Druck, das Miteinander und die Oboe

Verabredet war ein Spaziergang durch Dresden. Céline Moinet, erste Oboistin der Dresdner Staatskapelle, sollte dabei über ihre Musik sprechen. Über ihre neue CD und natürlich die Oboe. Teil 1 des Plans ging etwas schief. Die Semperoper als Ausgangspunkt war noch kein Problem, den Zwinger schaffte man so gerade noch. Die sibirische Kälte ließ dann aber nur eine Möglichkeit zu: die Flucht in Céline Moinets Stammcafé »Pau Pau«. Teil 2 des Plans aber – der Unterhaltung – tat das keinen Abbruch.

Noch keine Routine

Céline Moinet hat, gelinde gesagt, etwas zu sagen. Sie erzählt gern, schweift gelegentlich ab. Die Frage, die man stellt, wird mehr als beantwortet. Sie sinniert, schaut nachdenklich in die Gegend. Oder sucht sie die Worte? Eher nicht. Sie spricht mit französischem Akzent, doch ihre deutsche Grammatik ist perfekt.

Sie lacht, ihre braunen Augen schimmern, sie leuchten, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt: Es gibt wohl schlimmere Arbeitsplätze als die Dresdner Semperoper. Von hier kann Céline Moinet zu Fuß zur Hochschule gehen, wo sie ihre Studenten als Professorin unterrichtet. Die Oboistin erzählt, dass man das Gefühl ja kenne, dass in einer besonderen Umgebung ein besonderer Geist zu spüren sei.

Vor allem, wenn man neu ist. Das Gute an der Semperoper? »Das Gefühl bleibt!« Sie lacht laut. Bislang habe sich noch keine Routine eingestellt – und der erste Arbeitstag liegt schon eine Weile zurück. Genau zehn Jahre.

Dresden – Elbflorenz genannt – ist eine kulturell und geschichtlich reiche Stadt. Architektonisch ist sie schon durch die Altstadt mit Frauenkirche, Semperoper und Zwinger ein Erlebnis. An der Elbe aber kann man eben auch Musikgeschichte atmen. Die Liste der Komponisten, die hier in der Vergangenheit lebten und wirkten – um nur eine kleine Auswahl zu nennen: Schumann, Bach, Weber, Wagner, Strauß, Schütz – scheint schier endlos.

Die ersten musikalischen Schritte in Deutschland

»Mein Traum war es immer, in Deutschland zu arbeiten«, schwärmt Céline Moinet von der nach wie vor bemerkenswerten Orchesterlandschaft Deutschlands. »Deutschland ist das Land für einen klassischen Musiker.« Außerdem habe sie nie »besonders französisch geklungen«, findet sie. Sie habe immer schon eher geklungen, wie man es in Deutschland mag. »Saftiger, wärmer, dunkler – natürlicher irgendwie.« Dahingehend brachte sie also perfekte Bedingungen mit.

Befeuert wurde der Wunsch noch durch eine Sommerjugendorchesterphase – der Oboendozent spielte bei den Berliner Philharmonikern – und den Erasmus-Austausch nach Karlsruhe. Doch »natürlich musste ich in Deutschland neu lernen – weil es doch ­anders ist als in der Uni. Und ich wusste nichts vom Klang! Meine ersten Schritte in Deutschland – zunächst für anderthalb Jahre in Mannheim – waren eine gute Schule, weil ich sehr viel neues Repertoire lernen musste. Deutschland war eine große Herausforderung.«

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