Der Dirigent hat das Sagen und alle anderen folgen. So ist das! Ist das so? Thomas Ludescher bestätigt, dass es eine Hierarchie gibt. »Grundsätzlich muss man das Thema differenziert betrachten«, meint er. Die alten Strukturen »Ich hier oben und ihr da unten« gebe es so nicht mehr. »Die Zeit ist vorbei und die Zeit muss auch vorbei sein!«
Strukturelle und künstlerische Hierarchie
Oftmals aber sind Orchester so – hierarchisch – strukturiert: Von oben nach unten. Der österreichische Dirigent und Pädagoge Thomas Ludescher unterscheidet im Gespräch deutlich zwischen struktureller und künstlerischer Hierarchie. Eine strukturelle sei unbedingt notwendig, um einen geregelten Ablauf zu gewährleisten.
Im Künstlerischen sei die Hierarchie flacher – »der Dirigent aber muss die letzte Entscheidung fällen«. Wichtig aber ist: Hierarchie hat seiner Meinung nach nie etwas mit »besser« oder »schlechter« zu tun. Fachwissen, Akzeptanz, Charakter spielen dabei die wichtigere Rolle.
Geordnete Strukturen
Eine organisatorische Hierarchie brauche es ähnlich der Hierarchie in der Arbeitswelt. Die Aufgabenverteilung müsse klar geregelt sein. »Das aber ist ein Manko in der Blasmusik«, findet Ludescher. Geordnete Strukturen würden die Arbeit des Dirigenten erleichtern – »und je mehr involviert sind, desto besser funktioniert das Miteinander«.
Der Dirigent muss am Ende entscheiden
In der künstlerischen Hierarchie »muss der Dirigent am Ende entscheiden«. Natürlich solle man hier das Team, also die Musiker, in Interpretationsfragen einbeziehen. Von einer Hierarchie wie im strukturellen Bereich würde Ludescher hier nicht sprechen. Die Besetzung der Stellen sei nicht so einfach. Der Registerführer etwa müsse akzeptiert sein. »Er muss fachlich gut sein – aber es ist nicht zwingend der fachlich beste auch akzeptiert…«
Ist die 3. Stimme weniger wichtig?
»Was macht die 3. Stimme so unwichtig, dass sie nur von den Schwachen gespielt wird?« Eigentlich sollte man diese Frage nicht stellen müssen, denn der Komponist dürfte sich in der Regel etwas dabei gedacht haben, als er diese 3. Stimme in die Partitur schrieb. Und seine Gedanken dürften nicht bei »den Schwachen« gewesen sein.
Zwar müsse man vielleicht bei manchen Stimmen »in der Höhe nicht so ausgebildet sein, wie der Solo-Bläser«, aber generell gelte: »Je besser meine 3. Klarinetten klingen, desto besser klingt mein Orchester!« Ludescher sagt: »Jeder Musiker ist gleich wichtig!«
Hören Sie sich das gesamte Gespräch mit Thomas Ludescher im CLARINO-Podcast an: