Keine zwölf Monate nach »Dancing« präsentieren die Echoes of Swing schon ihr nächstes Album: »BIX – A Tribute to Bix Beiderbecke«. Höchste Zeit für ein paar Grundsatzfragen an Chris Hopkins (Saxofon) und Bernd Lhotzky (Piano).
Originelle Arrangements mit Fantasie und Tradition
Schon verrückt: Eine der erfolgreichsten deutschen Jazzbands des 21. Jahrhunderts spielt ausgerechnet Traditional-Jazz – uralte Stücke von Sidney Bechet, Duke Ellington, James P. Johnson oder Fats Waller. Dennoch sind die Echoes of Swing keine Nostalgie-Truppe. Vielmehr gehen sie an ihre »Oldies« immer mit kreativer Imagination heran, erfinden originelle Arrangements, bringen moderne Pointen ein und schreiben auch eigene Stücke in einer Mischung aus Fantasie und Tradition.
Bei den Echoes of Swing klingt das Oldtime-Genre frisch und lebendig, geradezu neuartig! Das Hamburger Abendblatt schreibt: »Diese Musik, raffiniert in den Arrangements, elegant, beiläufig und beseelt gespielt, hat das Zeug dazu, den Fan des Jazz von gestern genauso glücklich zu machen wie den des Jazz von morgen.« Noch eines ist erstaunlich: Diese Swingband kommt mit nur zwei Bläsern aus – dem britischen Trompeter Colin T. Dawson und dem deutsch-amerikanischen Altsaxofonisten Chris Hopkins. Und auch die Rhythmusgruppe ist lediglich zweiköpfig – mit Bernd Lhotzky (Piano) und Oliver Mewes (Drums).
Das Album: »BIX – A Tribute to Bix Beiderbecke«
Das neueste Album heißt »BIX« und ist eine Widmung an Bix Beiderbecke (1903 bis 1931), einen der größten Kornettisten des frühen Jazz. Seine Musik, seine Persönlichkeit und seine Biografie machten ihn zur Legende und inspirierten Romane, Filme und Hörspiele. Anders als die meisten Jazzsolisten seiner Zeit blies »Bix« nicht »hot«, sondern vorwiegend mit gedämpfter Dynamik, sauberem Timbre und lyrischer Balance.
Er gilt daher als einer der Pioniere des »coolen« Spiels und ist damit eine ideale Leitfigur für die stilüberschreitende Fantasie der Echoes of Swing. Beim Tribut an Bix wird das Quartett noch durch einige Gäste unterstützt, darunter die Bläser Mulo Francel (C-Melody-Saxofon), Shannon Barnett (Posaune) und Émile Parisien (Sopransaxofon).
In bewährter Weise nähert man sich dem großen Oldtime-Helden nicht nostalgisch, sondern mit kreativer Originalität und auch mit eigenen Stücken – sie tragen so hübsche Titel wie »Nix Like Bix« (Barnett) oder »The Boy From Davenport« (Hopkins). Auf der zweiten CD des Albums sind übrigens zehn Originalaufnahmen von Beiderbecke zu hören.
Interview mit Chris Hopkins und Bernd Lhotzky
CLARINO: Wie ist eure Band eigentlich entstanden?
Chris Hopkins: Die meisten von uns kannten sich schon individuell aus unterschiedlichen Kontexten. Eine lustige Anekdote ist, wie Bernd und ich uns kennenlernten: Anfang der 90er Jahre suchte ich im Münchner Kaufhaus Ludwig Beck nach skurrilen alten Jazzpiano-Platten. Dort wurde ich auf das Fach des jungen Stride-Pianisten Bernd Lhotzky aufmerksam gemacht.
Ich kaufte mir eine seiner Platten, und wir fingen an, uns per Brieffreundschaft auszutauschen. Irgendwann haben wir uns dann endlich getroffen und angefangen, zusammen zu spielen. Etwa gleichzeitig lernte Bernd auch Colin kennen, eins führte zum Nächsten, und irgendwann gab es dann zufällig einen ersten gemeinsamen, verrückten Gig im legendären Münchner Kunstpark Ost. Da machte es sofort klick.