Göttingen ist die Stadt, die Wissen schafft, heißt es am ICE-Bahnhof wortspielreich. Hier treffen wir den Hornisten Felix Klieser, geboren und aufgewachsen in der Universitätsstadt. Der 22-Jährige wird uns in den nächsten Stunden überraschen, wird Berührungsängste abbauen, nun, Wissen schaffen.
Die Frage wird sich jeder vermutlich unweigerlich stellen: Wie begrüße ich jemanden, der ohne Arme geboren wurde? Je näher Südniedersachsen kommt, Kassel-Wilhelmshöhe liegt hinter uns, noch im Zug, arbeitet es im Kopf. Felix Klieser wartet am Haupteingang. Man erkennt ihn sofort – man hat ja vorher Fotos gesehen und sich das Gesicht eingeprägt. Er scheint die Leute zu beobachten, abwartend, wer da nun auf ihn zukommen möge. Er kennt uns ja noch nicht.
Also liegt es an uns, den Anfang zu machen. Durchatmen. Festen Schrittes geht man ihm entgegen. Und eh man sich die ersten Worte zurechtlegt, schwenkt er herum: »Herr Härtel?!« Erstaunlich, im Nullkommanichts ist das Eis gebrochen, jegliche Hemmung verflogen. Sofort duzen wir uns. Felix Klieser lässt einem nicht die Chance, nervös zu sein. Nicht zu auffällig hingucken, denkt man sich im Vorfeld. Dieser Gedanke kommt während des folgenden Gesprächs nicht ein einziges Mal. Der 22-Jährige hat ein dermaßen einnehmendes Wesen, dass man ihm aufmerksam und gebannt zuhört. Wirklich: man vergisst, dass er gar keine Arme hat.