Orchestra | Von Georg Waßmuth

franco ambrosetti – phantasiegärten auf dem meeresgrund

Riesige Korallenbänke und vorbeiziehende Fischschwärme, Walgesänge und alte Schiffswracks, wer hat nicht schon einmal davon geträumt, schwerelos durch die Unterwasserwelt zu treiben. Franco Ambrosetti ist mit einer gehörigen Portion Sauerstoffvorrat auf musikalische Tauchfahrt gegangen. Mit »Liquid Gardens« durchstreift er seine Phantasiegärten auf dem Meeresgrund. Die neue Produktion ist ein Konzeptalbum, die 15 Titel der Scheibe hat der Schweizer ganz bewusst ausgesucht. »Wie bei einem Drehbuch«, meint er, sei die Idee langsam in ihm gewachsen, manches stand von Anfang an fest, anderes musste erst einmal geschrieben werden. Ambrosetti hat sein musikalisches Handwerk in den Jazzclubs von Mailand gelernt. Dorthin hat es den aus der italienischen Schweiz stammenden Flügelhornisten und Trompeter schon Anfang der 60er magisch gezogen. Auf seinem Plattenteller drehten sich damals aber auch Scheiben von Lee Morgan und Clifford Brown. Kein Wunder, dass der Mann aus Lugano zu einem der führenden Stilisten mit einem souveränen ästhetischen Anspruch wurde.

Ambrosettis Spiel glich in den ersten Dekaden seiner Karriere, das gesteht er heute selbst schmunzelnd ein, einem rauschenden Wasserfall an Tönen und Einfällen. Sein Spiel war immer elegant, flexibel und meist stromlinienförmig schnell wie ein vorbeifahrender ICE.

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