Die meisten Musiker, die ihr Instrument an einer Musikhochschule studiert haben, hatten während ihres Studiums ein Pflicht-Zweitinstrument: das Klavier oder ein anderes Harmonieinstrument.
Es gibt aber nicht wenige Musiker, die ein oder mehrere weitere völlig andere Instrumente entweder aus Leidenschaft spielen oder weil es schlichtweg vor dem jetzigen Hauptinstrument da war. CLARINO hat sich umgehört und Musiker nach ihrer Beziehung zu ihrem Zweitinstrument gefragt:
- Andreas Ottensamer, der Cello spielende Klarinettist mit Leidenschaft zum Klavier
- Sebastian, Höglauer, Schlagzeug spielender Trompeter
- Manuel Winbeck, orgelnder Posaunist
- Matthias Schriefl, blechblasender Multiinstrumentalist
- Axel Müller, holzblasender Multiinstrumentalist
Klarinettist Andreas Ottensamer
Mit 14 Jahren begann Andreas Ottensamer Klarinette zu studieren – nur kurze Zeit vorher hat er angefangen zu spielen. Mit 22 Jahren war Andreas Ottensamer Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker. In seiner Kindheit begann er allerdings mit dem Cello und das gleich so erfolgreich, dass er mit zehn Jahren als Jungstudent an der Musikhochschule Unterricht nahm. Am Anfang wollte Ottensamer alles gleichzeitig machen – Klarinette und Cello. Seine Eltern rieten ihm jedoch, sich für eine Sache zu entscheiden.
Und heute, was ist aus dem Cellisten Andreas Ottensamer geworden? Sein Zweitinstrument ist heute das Klavier, da spielt er bei Kammerkonzerten gerne eine vierhändige Zugabe am Klavier. Cello würde er heute gar nicht mehr als sein Zweitinstrument bezeichnen. »Die Technik bei einem Streichinstrument ist so komplex, dass man da leider doch sehr maßgeblich aus der Übung kommt. Das ist nicht ganz so wie beim Fahrradfahren«, berichtet er der Redaktion.
Heute sei von seinen Cellokünsten nicht mehr so viel übrig. »Einen zittrigen und grausam intonierten Schwan (Anm. der Redaktion: das Cello-Bravourstück aus Camille Saint-Saëns ›Der Karneval der Tiere‹) könnte ich vielleicht noch herausquälen.« Dass ihn das nicht zufriedenstellt, ist verständlich, denn, so sagt er, er habe auf den Instrumenten, die er weniger gut beherrsche, weniger Möglichkeiten, sich frei auszudrücken, weil die Ausdrucksfähigkeit begrenzt sei.
Das sei vergleichbar mit der Sprache. Für ihn ist ein Instrument das Medium, mit dem er sich ausdrückt, mit dem er seine Gefühle wiedergibt. Nicht der Mittelpunkt des Geschehens. »Man läuft schnell Gefahr, zu instrumentenspezifisch zu denken – das versuche ich in meinen Interpretationen immer zu vermeiden.«
Ottensamer liebt die Gemeinsamkeiten der beiden Instrumente: den dunklen, voluminösen Klang, den sowohl das Cello als auch die Klarinette wiedergeben. Oder die Tongebung selbst: »Die ist sehr weich und kann fast aus dem Nichts kommen – und auch wieder dahin verschwinden.« Zudem ist er großer Fan des Cello-Repertoires und insbesondere von Stücken, in denen beide Instrumente vertreten sind.