Schon der Begriff “Musikpädagogik” gibt zu denken. Meinen wir die Erziehung zur Musik? Oder die Erziehung mithilfe von Musik? Die erzieherische Vermittelbarkeit von Musik? Oder den erzieherischen Wert von Musik an sich? – In der Vieldeutigkeit des Begriffs versteckt sich ein tieferer Sinn. Das Musikalische ist nämlich vom Menschen und seiner Erziehung einfach nicht zu trennen. Musikalische Erfahrung triggert unser emotionales Erleben, unsere intellektuellen Fähigkeiten, unsere sozialen Handlungen.
Musik erregt praktisch alle Areale unseres Gehirns – sie ist in der Natur des Menschen verankert. Eine Erziehung, die Musik außer Acht ließe, hätte ein beschädigtes Bild vom Menschen. Das Gestalten und Erleben von Musik und das Reflektieren über sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Handelns. Die Musikerfahrung gehört zu unserer Wissensaneignung, unserer Biografie, unserer Identität. Es gibt nicht nur Schreiben, Reden, Lesen, Rechnen – es gibt auch eine kreative menschliche Aktivität, die sich auf Musik bezieht. Der Musikpädagoge David J. Elliott nennt diese Aktivität “Musicing”.