Orchestra, Schwerpunktthema | Von Stefan Fritzen

Holzblasinstrumente: Komplexe Schönheit

Für die Musikwelt steht die alljährliche Frankfurter Musikmesse wieder bevor. Im April treffen sich Musiker und Instrumentenindustrie, um Neuheiten vorzustellen und über Trends, Bauverbesserungen und Klangvorstellungen zu beraten.

Der Instrumentenbau hat weltweit eine Qualität erreicht, die steigernde Verbesserungen kaum noch möglich erscheinen lassen. Das Spannende bleibt jedoch bei unseren Musikintentionen immer wieder die Dreiheit der individuellen Klangvorstellungen des Künstlers, der phänotypischen Klangforderungen des kulturellen Umfeldes und der Kunst der Handwerker, auf diese Vielfalt einzugehen.

Seit Jahrhunderten unverändert

Trotz eines hohen Automatisierungsgrades finden die Instrumentenbauer immer wieder Möglichkeiten, auf individuelle Vorstellungen und Wünsche der Musiker einzugehen. Und die Diskussion, welches Instrument zum Beispiel besser für die Kontrabassposaune im »Ring« geeignet ist und welche Firma die besseren Lösungen findet, die relative Schwerfälligkeit dieses Instruments am geschicktesten zu überwinden, reißt in Fachkreisen nicht ab.

Dabei vergessen wir gern, dass unser Instrumentarium oft seit Jahrhunderten und teils sogar seit Jahrtausenden mehr oder weniger unverändert existiert. Es ist schon erstaunlich, dass trotz der Elektronik und der digitalen Medien unser gutes altes Musizieren auf manchmal sogar vorsintflutlich anmutenden Instrumenten nichts von seinem Zauber verloren hat. Woran kann das liegen?

Musikalische »Stammesgeschichte«?

Seit Urzeiten versucht der Mensch, aus sich selbst heraus geistige, seelische und emotionale musikalische Stimmungen und Inhalte zu erzeugen und zu vermitteln. Jeder Ton, der ins Leben tritt, ist ein Stück seines Erzeugers selbst und soll Dritte erreichen und anrühren. Dies kann auf Dauer weder über Kabel noch durch digitale Übertragungen gelingen.

Am stärksten wirken auf uns immer noch die direkte Teilhabe und die Ursprünglichkeit eines lebendigen Klangereignisses. Ein Klarinettist darf auf seinem Instrument noch weinen wie ein unglückliches Kind und der Flötist kann uns silbrig hell eine Ahnung von sonniger Weite und Farbenpracht vermitteln.

Ich möchte hier nur den Klarinettisten Giora Feidman oder den Flötisten James Galway nennen. Beide bedürfen keines riesigen technischen Aufwandes mit Lichtschau, veitstanzartigem Gespringe auf der Bühne und dem berühmten »Griff in den Schritt«. Sie dürfen sich getrost auf die Kraft ihrer Töne mit ihren Instrumenten verlassen, die sie so meisterlich beherrschen, dass man als Hörer meint, diese seien ihnen aus Leib und Seele herausgewachsen.

Und diese Mittel der Kommunikation haben sich seit Menschengedenken grundsätzlich kaum verändert; sie werden uns auch in Zukunft mit ihrem Reichtum in ihren Bann ziehen und immer wieder die Frage aufwerfen, was uns eine wirtschaftsdeterminierte und merkantile Reize befriedigende Technik in der Kultur eigentlich wirklich gebracht hat.

Musik bleibt selbst bei Großkonzerten eine intime persönliche Kunst. Agitprop ist etwas für Ideologen und lärmende Massenveranstaltungen. Eine gemütvolle Klarinettenpolka oder ein schwingender Walzer für Blasorchester sind von keinem Gigantomanen zu toppen.

Ansatz, Anblastechniken und Tonumfänge

Im Folgenden sollen für die verschiedenen Instrumentalgruppen Ansatz und Anblastechniken beschrieben werden, die jeder Dirigent von Bläserorchestern vom Grundsatz her kennen muss, um in den Proben gezielte Arbeitsanleitungen geben zu können.

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