Orchestra, Praxis | Von Jürgen K. Groh

Improvisation – (3) Komponieren ohne Notenblatt

In den ersten beiden Folgen dieser vierteiligen Serie (siehe CLARINO Juli/August und September 2012) wurde als erster praktischer Schritt zur jazzorientierten melodisch-harmoniebezogenen Improvisation dazu eingeladen, bei gleichbleibenden Tonhöhen den Rhythmus der auswendig gelernten Melodie von »When the Saints go marchin’ in« zu verändern.

Unser Weg zur Improvisation führt uns in dieser Folge zu Tonhöhen- bzw. Intervallveränderungen und zu Handreichungen zum Aufbau einer Improvisation. Mit den beiden Bausteinen Rhythmus- und Intervallveränderung kann dann eine gegebene Melodie äußerst vielfältig variiert werden. Apropos Bausteine: Es gilt auch für die ­Improvisation zu bedenken, was Arnold Schönberg in seinem Buch »Grundlagen der musikalischen Komposition« für die Komposition schrieb:

»Ein wirklicher Komponist setzt natürlich nicht, wie ein mit Holzbausteinen spielendes Kind, ein Stückchen neben ein anderes. Er stellt sich eine ganze Komposition als spontane Vision vor; dann fährt er fort wie Mi­chelangelo, der seinen Moses aus einem Marmorblock ohne Skizzen herausmeißelte, in jedem Detail vollendet, sein Material un­mittelbar gestaltend. Kein Anfänger ist dazu fähig, sich eine Komposition in ihrer Gänze vorzustellen; daher muss er stufenweise vom Einfacheren zum Komplizierten fortschreiten. Übungsmodelle, die nicht immer mit Kunstformen übereinstimmen, werden einem Schüler helfen, Formgefühl und eine Kenntnis der Erfordernisse von Konstruktionen zu erwerben. Deshalb ist es nützlich, zunächst musikalische Bausteine zu bilden und diese in verständiger Weise zu verbinden. Die musikalischen Bausteine (Phrasen, Motive usw.) bilden das Material zum Bau von größeren Einheiten verschiedener Art.«

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