Wenn man Jochen Wehner nach seiner Meinung fragt, muss man sie auch vertragen können. Denn Jochen Wehner ist nämlich ein guter Zuhörer, ein impulsiver Inspirator, ein humorvoller Mensch, ein sachkundiger Wegweiser und vor allem ist er ein schonungsloser, aber ehrlicher, sachlicher, konstruktiver Kritiker und ein kompromissloser Musiker. Jochen Wehner wird am 7. März 75.Als der Jubilar vor zehn Jahren aus dem Orchesteralltag verabschiedet wurde – bis dahin war Jochen Wehner Chefdirigent des Rundfunk-Blasorchesters Leipzig gewesen –, war allen klar, dass der Begriff »Ruhestand« dem Wesen von Jochen Wehner diametral gegenübersteht. Und tatsächlich: der von dieser Zeitschrift prognostizierte »Unruhestand« trat ein. Zahlreiche Konzerte wollten dirigiert, Lehrgänge geleitet, Orchester bewertet und Fachartikel geschrieben werden. Groß ist auch heute noch die Zahl derer, die vom umfassenden Wissen des Maestro zehren wollen und die sich seinem Tatendrang gerne beugen.
Jochen Wehner absolvierte sein Dirigentenstudium in Halle und Dresden und erwarb gleichzeitig Abschlüsse in den Fächern Klarinette, Violoncello und Komposition. Nach langen Jahren als Kapellmeister in Magdeburg, Brandenburg und Stendal wurde er als Generalmusikdirektor an das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin verpflichtet. 1974 übernahm er an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« in Leipzig einen Lehrauftrag für Dirigieren und Partiturspiel. Sein starkes Interesse an zeitgenössischer Musik ließ ihn 1973 ein Angebot des Rundfunks Leipzig/Berlin annehmen. Dort war er für 17 Jahre Dirigent, Produzent und Lektor für zeitgenössische Musik. In dieser Zeit dirigierte er als Gast an Rundfunkstationen in Polen, Rumänien und der Tschechoslowakei sowie bei namhaften Orchestern: Staatskapelle Dresden, Berliner Sinfonieorchester, Janacek-Philharmonie Ostrau und Transilvanische Philharmonie Klausenburg.