Orchestra, Praxis | Von Renold Quade

Mal konkret: »Colors« von Bert Appermont

Sieht man sich einmal um auf dem Portal für Farben und Farbwirkung von M. und M. Stadler aus München, dann erfährt man: »In allen Kulturen der Welt haben Farben mehr Bedeutung als einfach nur bunt zu sein. Egal ob wir in unserer eigenen Geschichte, etwa in der Antike, nachsehen, in der indischen Vergangenheit forschen oder in den chinesischen Überlieferungen. Egal wo und egal zu welcher Zeit, Farben haben und hatten damals wie heute immer vielschichtige und geheimnisvolle Wertigkeiten, und die unterschiedlichen Farblehren der Völker interpretieren diese Bedeutungen.«

Auch wenn man sich nicht unbedingt Esoteriker nennt, ist unumstritten, dass Farben Stimmungen beeinflussen und Signale ausstrahlen. Farben und Licht sind wichtige Faktoren in unserer Gefühlswelt, sind omnipräsent und wirken überall. Da ist es nicht verwunderlich, wenn auditive Wahrnehmung und visuelle Wahrnehmung, die auf die gleichen emotionalen Felder zielen, geneigt sind, Verbindungen einzugehen.

Der Komponist Bert Appermont

Bert Appermont wurde im Dezember 1973 in Bilzen (Belgien) geboren. Er studierte am Lemmensinstitut in Leuven Musiktheorie sowie die Fächer Komposition und Dirigieren bei Jan Van der Roost und Edmond Saveniers. Weitere Studien führten ihn nach Großbritannien, wo er das Diplom »Music Design for Film & Television« an der »Bournemouth Media School« erwarb, um seine Fähigkeiten in Sachen Musical, Film und Fernsehen zu erweitern.

In der Bläserszene kann er mit über 50 Werken, gemischt durch alle Besetzungsformen, aufwarten. Drei Musicals und eine Opernproduktion stammen aus seiner Feder. Zudem spiegeln Werke für Sinfonieorchester, Musik für eine BBC-Dokumentation und Werke im Bereich der Kammermusik sein reges Komponistenleben wider.

Seine Musik wird international aufgeführt und die Statistik verbucht Aktivitäten in mehr als 20 Ländern. CD-Einspielungen mit renommierten Orchestern aus Japan, der Schweiz, den Niederlanden, aus Deutschland, Spanien und Belgien unterstreichen dies.

Appermont hat im Laufe seiner Karriere den Kontakt zur Basis immer gehalten. Er war Lehrer an Musikschulen in Beverst, Lanaken und Genk oder auch dem Musik-Gymnasium Hasselt. Gegenwärtig engagiert er sich mit Vorlesungen an der »Katholieke Hogeschool Limburg«.

Er bezeichnet sich selbst als ein Suchender, der aber immer mehr versucht, auch loszulassen, weil er immer mehr merkt, dass viele Dinge doch sehr relativ sind. Seine Leidenschaft für die Musik begründet er unter anderem damit, das schöne Gefühl erleben zu dürfen, anderen etwas geben zu können, was für sie bedeutsam sein kann.

Die Idee zum Stück »Colors«

Zwei Ausgangspunkte standen wohl Pate zur Komposition »Colors«. In erster Linie wollte er ein Solowerk schaffen, das auf einer außermusikalischen Tatsache basiert, nämlich den Farben Gelb, Rot, Blau und Grün. Dabei wollte er die typischen Merkmale, Emotionen und Assoziationen, die diese Farben hervorrufen, bewusst in die Komposition einarbeiten.

Eine zweite Quelle der Inspiration war der Tod eines Familienmitglieds, eines Amateur-Posaunisten. Dessen harter Kampf, den dieser Mann zeitlebens und besonders am Ende seiner Tage zu bewältigen hatte, ist hauptsächlich im zweiten Teil des Werks verarbeitet.

Schließlich lag ihm noch am Herzen, die ganze »Farbpalette« der Posaune so gut wie möglich zu nutzen und die verschiedenen Klangfarben des Blasorchesters, immer wieder im Zusammenspiel mit denen der intensiv eingesetzten Posaune, zu einem »farbenfrohen« Endergebnis zu führen. Das Werk ist dem Posaunisten, Dirigenten und Verleger Ben Haemhouts gewidmet.

Die Verwendung eines Drei-Noten-Motivs (c, d, g) sieht Appermont als Einheit stiftende Klammer seiner Komposition. Es kehrt immer wieder zurück und ist die Grundlage für jedes wichtige Thema. Für Appermont sind diese Farben »natürlich nur Einfallswinkel« und stellen keinen ausschließlich absolut besetzten Wert dar.

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