Ein lahmer 3. Finger, Doodle-Zunge und ein Loch in der Trompete… Aus der Fülle an Fragen, die Blechbläser-Experte Malte Burba (burba(at)brawoo.de) erreichen, beantwortet er dieses Mal folgende:
- Ich habe immer Ärger mit meinem 3. Finger. Das Einknicken des vordersten Gelenks habe ich in den meisten Situationen zwar im Griff, aber der 3. Finger ist trotzdem oft zu lahm oder unkoordiniert. Was kann ich dagegen tun?
- Was ist eigentlich genau die Doodle-Zunge?
- Ich habe meine Trompete zur Generalüberholung abgegeben und der Trompetenbauer meint, er hätte ein Loch „gefunden“ (siehe Foto). Würde man so ein Loch nicht bemerken (zwischen 1. und 2. Ventil), während man spielt? Ich hatte die Trompete in den letzten Wochen jeden Tag in der Hand und wundere mich darüber, dass ich das Loch nicht gesehen habe, das kommt mir ein bisschen spanisch vor.
Ich habe immer Ärger mit meinem 3. Finger. Das Einknicken des vordersten Gelenks habe ich in den meisten Situationen zwar im Griff, aber der 3. Finger ist trotzdem oft zu lahm oder unkoordiniert. Was kann ich dagegen tun?
Der 4.(!) Finger (Ringfinger) ist nun mal konstruktionsbedingt der schwächste und unbeweglichste und das hat tatsächlich nur anatomische Gründe, die Sie nicht zu verantworten haben. Deshalb wird auch immer eine Diskrepanz zwischen diesem und allen anderen Fingern bestehen bleiben, unabhängig davon, wie viel Sie üben. Natürlich können sie schon einiges tun, um ihn wenigstens ein kleines bisschen flotter zu bekommen:
- Versetzen Sie beim Üben die Finger und beziehen Sie so den kleinen Finger ein, also zum Beispiel F-Dur nur mit dem 4. und 5. Finger, anstelle 2. und 3. Finger (Zeige- und Mittelfinger).
- Üben Sie auch mit der falschen Hand (Trompeter also links und Hornisten rechts), weil Sie dann die Koordinationskapazitäten Ihres Gehirns besser ausnutzen können.
- Spielen Sie viel Klavier.
Weitergehende, vom Instrument isolierte Übungen mit den Fingern sind ohne unmittelbare Aufsicht eines qualifizierten Lehrers äußerst gefährlich. Noch gefährlicher, also quasi mit Garantie für eine Sehnenscheidenentzündung, ist es allerdings, wenn Sie sich unmittelbar nach grobmotorischer Belastung, beispielsweise einer Stunde Holzhacken, mit Fingerübungen auf dem Instrument beschäftigen.
Was ist eigentlich genau die Doodle-Zunge?
Bei der Artikulation der Doodle-Zunge wechselt sich durch die Formveränderung der Zunge eine mittige Öffnung mit einer seitlichen ab. Ein anschauliches Beispiel für diese und die am häufigsten verwendeten Artikulationen liefert der Komponist Luciano Berio in seiner Sequenza X für Trompete. Dort wird exemplarisch immer wieder alterniert zwischen den verschiedenen Artikulationsmöglichkeiten, die, wenn sie schneller werden, auch immer an Deutlichkeit verlieren:
- Zuerst der normale Anstoß, also ein reiner Vorderzungenverschluss auf [t].
- Dann die Doppelzunge, also der Wechsel zwischen Vorderzungenverschluss [t] und Hinterzungenverschluss [k].
- Dann die Doodle-Zunge [lidl].
- Und zuletzt die Flatterzunge [r].
Die Doodlezunge ist also zunächst eine ganz simple Artikulation, die allerdings dann kompliziert wird, wenn sie bei verschiedenen Tönen mit Fingern oder Zug koordiniert werden soll. Bei Posaunisten ist diese Artikulation recht beliebt, wenn es darum geht, schnell und weich gestoßen zu spielen, da Posaunisten ja nicht wie Ventilinstrumentalisten die Möglichkeit haben, vor allem wenn gegen die Fahrtrichtung gezogen wird, einfach nur gebunden zu spielen. Und wie lernen wir das? Wie immer: erst einmal ganz langsam auf einzelnen Tönen!
Ich habe meine Trompete zur Generalüberholung abgegeben und der Trompetenbauer meint, er hätte ein Loch „gefunden“ (siehe Foto). Würde man so ein Loch nicht bemerken (zwischen 1. und 2. Ventil), während man spielt? Ich hatte die Trompete in den letzten Wochen jeden Tag in der Hand und wundere mich darüber, dass ich das Loch nicht gesehen habe, das kommt mir ein bisschen spanisch vor.
Das kommt sogar öfter vor! Wenn die Hand oder ein Griffschutz drauf sind, merkt man es tatsächlich kaum. Da Ihr Instrument relativ neu ist, würde ich das auf jeden Fall beim Hersteller reklamieren. Natürlich kann jeder Reparateur ein Patch drauflöten, sonst hilft auch instantmäßig einstweilen Tesafilm.
Da Sie als Jazzmusiker ja oft morbide Klangvorstellungen haben, merken sie derartige Störungen kaum und empfinden diese sich langsam einschleichenden Veränderungen sogar als angenehm. Nach erfolgter Reparatur werden Sie dann aber über Ihren nun wieder klassischeren Ton etwas verwundert sein.
Mehr Tipps gibt es im Archiv!
Die gesammelten Werke gibt es auch als Buch:
https://www.blasmusik-shop.de/100-Fragen-an-Malte-Burba-Der-Blechblas-Ratgeber