Stuttgarts Nachkriegsarchitektur zeichnet sich durch langweilige Geradlinigkeit aus. Vielleicht leistet sich die Schwabenmetropole gerade deshalb eine Kultur mit »schrägen« Wegen, Themen und Typen. Die Stuttgarter Staatsoper produziert beispielsweise pro Spielzeit zwei Opern für Kinder und Jugendliche. Einer, der beauftragt wurde, klassisches Musiktheater für diese Zielgruppe in der Spielzeit 2005 schmackhaft zu machen, ist Mike Svoboda, zuvorderst Posaunist. Aber auch einer der international aktivsten und experimentierfreudigsten zeitgenössischen Komponisten. Ein musikalischer Grenzgänger und Tüftler. Ein herzerfrischend unlinearer Mensch. Nicht nur in Stuttgart.
»Fest im Orchester zu spielen, hat mich nie interessiert«, sagt Svoboda, 1960 auf der Pazifikinsel Guam geboren und in Chicago aufgewachsen, wo er 1978 als Jazz-Posaunist den »Louis Armstrong Award« einheimste. Nach Studium von Komposition und Dirigat kam er 1983 nach Europa. Heute lebt er mit Frau und vier Söhnen in der Nähe von Stuttgart. Er arbeitet international mit Komponisten im direkten Austausch zusammen – mit Peter Eötvös etwa, mit Manuel Hidalgo, mit Sid Corbett. Er prägte mehrere Ensembles, zahlreiche namhafte Orchester engagieren ihn als Solisten.