Wenn marktwirtschaftliche Interessen bestimmen, was Bildung heißt, wird der spielerische Freiraum der Musik wichtiger denn je. “Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt” (Friedrich Schiller).
Die Bildungsdiskussion kommt nicht zur Ruhe. Im Oktober 2022 meldete die OECD freudig, dass “das internationale Bildungsniveau” steige – so jedenfalls formulierte es die ARD-Tagesschau. Genauer gesagt ging es um die wachsende Zahl “hoher Bildungsabschlüsse” – gemeint waren Fachqualifikationen, die die Einkommens- und Arbeitsmarktchancen der Absolventen erhöhen sollen. Wohlgemerkt: Die OECD ist eine internationale Wirtschaftsorganisation. Ihr Bildungsinteresse beschränkt sich darauf, Ausbildungen an die Erfordernisse der kapitalistischen Wirtschaft anzupassen. Bildung im Sinne der OECD bedeutet: Kompetenzerwerb und Schulung, Leistungsschau und Abrichtung, Erzeugung von Humankapital und Abschöpfung von Talenten. Die Bedürfnisse der internationalen Ökonomie wirken längst tief hinein in die Organisation unserer Ausbildungseinrichtungen. Selbst in den einfachen Schulen geht es im PISA-Zeitalter um Rankings, Qualitätssicherung, Effizienzorientierung und Konkurrenztests. Ganz wie im Wirtschaftsleben.