In der Schweiz ticken die Uhren bekanntlich anders. Auch in der Corona-Krise geht die Eidgenossenschaft einen anderen Weg, setzt auf mehr Eigenverantwortung und gesteht insbesondere Kindern und Jugendlichen viel größere Freiheiten zu, als es derzeit in vielen anderen Ländern Europas üblich ist. Wie sieht der Alltag auf diesem Sonderweg für die musikalische Nachwuchsförderung aus? Unsere Autorin berichtet.
Manchmal möchte man sich staunend die Augen reiben, wenn man hier in der Schweiz die Schülerinnen und Schüler bis zur 6. Klasse ohne Masken in die Schulhäuser spazieren sieht. Lediglich im öffentlichen Nahverkehr sind diese auch für Grundschüler Pflicht. Musikschulen sind seit Beginn des Schuljahres 2020/2021 wieder “ganz normal” geöffnet; Ensemblespiel für Schülerinnen und Schüler bis 20 Jahre gehört dazu und seit Anfang März 2021 sind sogar Kinderchorproben wieder erlaubt. Natürlich mit Schutzkonzepten, diese können aber regional (heißt hier von Kanton zu Kanton) durchaus unterschiedlich streng sein.
Händewaschen, regelmäßige Desinfektion und Abstand sind Pflicht, Plexiglaswände und abgesagte Schülerkonzerte an der Tagesordnung. Hin und wieder gibt es eine Online-Lektion, wenn sich ein Schüler in Quarantäne befindet, sich nicht ganz gesund fühlt oder Familien für sich entschieden haben, dass sie mehr als den gesetzlich geforderten Abstand einhalten möchten. Das kulturelle Leben in den Blasmusikvereinen liegt – sofern man sich nicht am digitalen Ersatz versucht – brach und viele, insbesondere freiberufliche Kulturschaffende sind längst am Ende ihrer Kräfte angekommen, finanzielle Einbußen drücken und die immer noch andauernde Krise schlägt aufs Gemüt.