Nicht jede große Band ist eine Bigband. Entscheidend sind die Bläser – Trompeten, Posaunen, Saxofone: Sie machen die typische Bigband aus. Dem Format sind jedoch keine Grenzen gesetzt.
Paul Whiteman und die Entstehung der Bigband
In den 1920er Jahren feierte das Publikum Paul Whiteman und seinen »Symphonic Jazz«. Der Mann hatte Millionenhits, betrieb bis zu 25 Orchester gleichzeitig, vergab Kompositionsaufträge an Gershwin, Milhaud und Antheil, galt als der »King of Jazz« und in einer Umfrage als »größter Musiker aller Zeiten« (auf Platz 2: ein gewisser Beethoven).
Schon 1925 umfasste Whitemans Band zwei Trompeten, zwei Posaunen und vier Holzbläser. Andere Bandleader folgten seinem Beispiel und stockten ihre kleinen Ensembles auf, verzichteten aber auf die für Whiteman typischen Streichergruppen und erhöhten stattdessen den Jazz-Anteil.
Mehr Rhythmus, mehr Improvisation, mehr »Jazz« im Arrangement: So entstand die eigentliche Bigband – eine deutlich fetzigere Version des Symphonic Jazz. Fletcher Henderson, Duke Ellington, Ben Pollack, Red Nichols, Jean Goldkette oder das Casa Loma Orchestra legten Ende der 1920er Jahre die Grundlagen für ein bleibendes Klangkonzept. Ein hoher Blechsatz (Trompeten), ein tiefer Blechsatz (Posaunen), ein Holzsatz (Saxofone) und eine Rhythmusgruppe – das war die Bigband.
Um 1930 beschäftigte eine typische Bigband drei Trompeter, drei Posaunisten und drei bis vier Saxofonisten. Dann kam der Swing-Boom, füllte gewaltige Tanzpaläste und brachte Dutzende sehr erfolgreiche Formationen hervor.
Die Entwicklung der Bigband
Um 1940 waren die Bläsersätze der Bigbands bereits vierstimmig. Benny Goodman, Duke Ellington, Count Basie, Jimmie Lunceford, Charlie Barnet, Bob Crosby, Woody Herman oder Chick Webb leiteten einige der wichtigsten Swing-Orchester.
Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg war jedoch Schluss mit dem Swing-Boom, und die Bigbands lösten sich reihenweise wieder auf. Nur wenige der alten Orchester hielten durch – nun auf kleinerem Fuß, ohne Massenpublikum, als reines Jazz-Vergnügen.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Blasmusik Plus – Was kann/darf/soll ein Blasorchester?"
- Was ist das Blasorchester? Und wer entscheidet das? (von Leon J. Bly)
- Blasmusik Plus: Ist ein Blasorchester nur ein Blasorchester? (von Stefan Fritzen)
- Theinerts Thema: Möglichkeiten und Grenzen der Erweiterung des Blasorchesters (von Martin Hommer)
- Vielfältigste musikalische Interessen: James Bonney und sein Gitarrenkonzert "Chaos Theory" (von Joachim Buch)
- Die E-Grenze: Elektroakustische Musik, Bildung und Publikum (von Alex Shapiro)
- Bigband Plus: Erweiterungen eines Klangkonzepts (von Hans-Jürgen Schaal)