Brass, Orchestra, Schwerpunktthema, Wood | Von Jürgen K. Groh

Schwerpunktthema: Gemeinsame Musikvermittlung durch ein Dirigenten-Tandem

Seit Anfang September 2015 wird unser in der Oberstufe spielendes Konzertorchester mit seinen etwa 50 Musikern von einem Dirigenten-Tandem geleitet. Wobei wir den Begriff Tandem in seiner übertragenen Bedeutung als zwei gleichberechtigte Partner verstehen. Unser neues Dirigenten-Tandem ist ein besonderes musikalisches Duo, das im streng reglementierten sportlichen Bereich wohl niemals in offiziellen Veranstaltungen zusammenfinden würde. Oder haben Sie schon ein gemischtes Doppel aus einer Juniorin U23 und einem Senior M55 gesehen?

Der Vereinsvorstand und besonders die Jugendleiterin waren schon immer bestrebt, neben der Instrumentalausbildung auch die Dirigierfähigkeiten interessierter Musiker zu fördern. Deshalb wurden entsprechende Ausbildungen nicht nur finanziell unterstützt, sondern es wurden auch Möglichkeiten der praktischen Umsetzung geboten. So gab und gibt es für jedes der drei Orchester im Bereich der Jugendausbildung bereits Dirigenten-Tandems und damit einhergehend auch Erfahrungen mit dieser Organisationsform.

Trotzdem dauerte der Entscheidungsprozess für das Etablieren des hier vorgestellten Dirigenten­Tandems fast ein Jahr, in dem verschiedene Aspekte persönlicher und vereinspolitischer Art in die vielfältigen Gespräche zwischen den Beteiligten eingebracht, erörtert und abgewogen wurden.

Das Tandem: Marleen Martiny und Jürgen K. Groh

Für Marleen Martiny, die 21 Jahre junge Lehramtsstudentin für Musik und Englisch an der HfMDK (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main), bot sich die Möglichkeit, ein Oberstufenorchester zu leiten und ihre Erfahrungen aus dem Studium und der Teilnahme am im November 2015 beginnenden B-Kurs an der Sächsischen Bläserakademie in Bad Lausick einzubringen.

Für mich war es nach 25-jähriger Dirigententätigkeit eine willkommene Gelegenheit, Verantwortung teilen zu dürfen und damit Raum für die Weiterentwicklung von »Dirigenten aus den eigenen Reihen« zu schaffen.

Ein Konzept mit vielen Chancen

Bei der Konzepterstellung wurde uns beiden immer bewusster, dass wir mit dem Tandem für ein Oberstufenorchester ein neues Land betreten, in dem bisherige identitätsstiftende Deutungsmuster und emotionale Befindlichkeiten in positive, aber auch negativ anmutende Richtungen driften können.

Um bei den ersten Schritten Komplexität zu vermeiden, haben wir deshalb auch eine eindeutige Zuordnung von Kompositionen zum jeweiligen Dirigenten gewählt. Zugegeben, das hat auf den ersten Blick sehr große Ähnlichkeit mit dem Gastdirigenten-Modell, aber auf den zweiten Blick bietet das Tandem viele zusätzliche Chancen, die wir in der Konzeptphase erkannten und schon teilweise umgesetzt haben.

Während der mehrere Wochen dauernden Konzepterstellung diskutierten wir viele Szenarien, sind bisweilen abgeschweift, haben gelacht, nachdenklich verharrt und manchmal Ideen ganz bewusst unter dem Motto »jetzt noch nicht, aber bald« zurückgestellt. Und wir haben einige im kreativen Überschwang entstandene Gedanken nach intensiver Betrachtung ganz bewusst verworfen.

Artikel in voller Länge als PDF downloaden