Brass | Von Malte Burba

Tipps für Blechbläser von Prof. Malte Burba

Berp
Der Berp. Foto: www.blasmusik-shop.de

Aus der Fülle der Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um das Spielen mit Zahnimplantat, den Ansatztrainer BERP und die Motivation zum Üben. Wenn Sie eine Frage haben, die auf dieser Seite beantwortet werden soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Demnächst bekomme ich ein Zahnimplantat gesetzt und frage mich, wie lange ich nach der OP nicht spielen darf. Der Arzt meinte, fünf bis sechs Tage Pause danach genügten. Reicht das oder soll ich lieber zehn oder gar 14 Tage pausieren?

Wenn Sie etwas festkleben oder zementieren, ist Ihnen klar, dass das, was nach einem Tag nicht hält, auch nach fünf Tagen noch wackelt. So gesehen hat Ihr Zahnarzt recht, denn nicht selten bricht eher der Kiefer, als dass der ein­betonierte Zahn nicht hält. Bloß ist Trompete spielen etwas differenzierter, als nur in einen ­Apfel zu beißen! Deshalb sollten Sie jede Form von Schmerzen vermeiden und sich auch Zeit lassen, um sich an das veränderte Gefühl zu gewöhnen. Mit zwei Wochen Pause sind Sie aber auf der sicheren Seite. Wenn Sie danach wieder mit dem Spielen anfangen, gehen Sie behutsam vor: am ersten Tag nur zehn bis 15 Minuten, am zweiten und dritten Tag zweimal zehn bis 15 Minuten mit einer längeren Pause dazwischen und dann am besten zumindest die erste Woche im Viertelstundentakt. Dabei sollten Sie immer nur das spielen, was gerade funktioniert (siehe CLARINO 9/2019).

Nach insgesamt vier Wochen geht mit Sicherheit alles wie vorher – wenn nicht besser!

Lohnt sich das Üben mit einem BERP und gibt es eine Zeitgrenze wie beim Treiben (bending)?

Auf den ersten Teil der Frage finden Sie eine ausführlich erklärte Antwort in CLARINO 1/2016 und 3/2018; Kurzantwort: im Prinzip ja, aber!

Ihre Frage nach der Zeitgrenze schlägt in die richtige Kerbe, denn gutes Üben funktioniert wie ­gutes Kochen: die Zutaten müssen in einem ausgewogenen Verhältnis dosiert werden! Selbst hervorragende und passende Produkte können überdosiert jedes Gericht ungenießbar machen (wie zum Beispiel Salz), und schlechtes Timing (wie zu lange Garzeiten) sowieso. Während zu intensives Treiben die Arbeit der Zunge langfristig negativ beeinflussen kann, hat eine Über­dosierung auf dem Mundstück (oder mit dem BERP, siehe CLARINO 5/2016) vor allem Ab­nutzungserscheinungen auf den Lippen zur ­Folge, was dann für einige Tage bis Wochen zu verrauschter Tonqualität führen kann. 

Wenn Sie mit fünf bis zehn Minuten beginnen, kann nicht viel Unheil passieren, länger als eine Viertelstunde würde aber auf jeden Fall Ihre klangliche Sensibilität in Mitleidenschaft ziehen.

Durch die aktuelle Situation (keine Proben, keine Konzerte) bin ich zum Weiterüben recht unmotiviert und sehe eigentlich keine Perspektive, zumal ich ursprünglich sogar vorhatte, Musik zu studieren. Das kann ich jetzt wohl vergessen oder wie sehen Sie das?

Sie haben mindestens zweimal nicht aufgepasst:

1. beim Geschichtsunterricht! Solche Krisen und Katastrophen durchziehen die Menschheitsgeschichte wie ein roter Faden, auch wenn wir so etwas persönlich noch nicht erlebt haben. Die Menschheit hat sich aber nach allen derartigen Niederschlägen (Pest, Cholera, Pocken, Spanische Grippe etc.) immer wieder aufgerappelt und vieles wurde danach besser! Unsere Kanalisation beispielsweise verdanken wir schließlich auch nur der Pest!

2. beim Lesen dieser Rubrik! Jedes Ding hat mindestens zwei Seiten und die meisten Leser machen (wie auch Sie) den Fehler, dass sie sich immer an der dunklen Seite abarbeiten und dafür die helle ignorieren! Seien Sie doch froh über die freigewordene Zeit, damit Sie endlich einmal stressfrei und länger und besser üben können als je zuvor! Rücksicht auf einen bevorstehenden Auftritt brauchen Sie genauso wenig zu nehmen wie auf den folgenden Tag.

Immer wenn Sie keine Gelegenheit haben, Ihr Produkt »Instrumentalspiel« zu verkaufen, sollten Sie schlauerweise die zusätzlich gewonnenen Gelegenheiten nutzen, um an der Qualität des Produkts etwas zu verbessern!