Brass | Von Malte Burba

Warum verkrampfen die Hände? Tipps von Malte Burba

Trompete
Foto: congerdesign / Pixabay

Aus der Fülle der Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um Bruxismus, um verkrampfte Hände, das Anstoßen sowie um das Tonleiter-Üben. Wenn Sie eine Frage haben, die auf dieser Seite beantwortet werden soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Haben Sie Erfahrungen zum Thema Bruxismus, Zähneknirschen und in diesem Zusammenhang mit Kieferverspannungen, welche das Trompetenspiel limitieren?

In der Regel besteht kein kausaler Zusammenhang und auch keine Wechselwirkung, im Ausnahmefall manchmal schon. Auf dem mitgeschickten kurzen Video, das Sie beim Spielen über Ihren gebräuchlichen Tonumfang gebunden und gestoßen zeigt, kann ich mit ziemlicher Sicher­heit einen Zusammenhang ausschließen. Das bedeutet aber nicht, dass Ihre Kieferprobleme nicht auch das Gefühl beim Trompetenspiel beeinträchtigen können; wohlgemerkt nur das Gefühl und Ihre mögliche Reaktion darauf, nicht aber die Funktion. Und da sind wir auch schon, ohne mich in weitergehende medizinische Abklärungen einmischen zu wollen, beim Kern des Problems. Ihrer Sensibilität, die sich zu sehr auf Ihre Kiefer-/Kauproblematik kapriziert hat. Nehmen Sie einerseits unbedingt medizinische Hilfe in Anspruch, aber versuchen Sie sich andererseits vor allem in der Kunst des Ignorierens (­siehe auch Clarino 5/2013 und 1/2018).

Ist es eigentlich normal, dass man vom Trompete spielen verkrampfte Hände bekommen kann? Dabei übe ich nur sehr wenig, also nicht mal jeden Tag, und dann auch nur etwa eine halbe Stunde. Trotzdem habe ich seit Wochen verkrampfte Hände.

Eine Verkrampfung, also Anspannung an nicht notwendiger Stelle bzw. übertriebene Anspannung an notwendiger Stelle, kann viele Ur­sachen haben. Meist ist sie eine ­Alibi-Aktivität. Das heißt die Ersatzhandlung für eine rich­tige Vor­gehens­weise, wenn diese sich einem nicht erschließt (Clarino 10/2018 und 1/2019). Als Hauptpro­blem würde ich in Ihrem Fall aber Ihre nachlässige Übeweise sehen, die es Ihrem Körper überhaupt nicht erlaubt, ein effektives Funktionieren zu etablieren (Clarino 12/2014).

Worauf soll ich beim Anstoßen denken? An die Artikulation mit dem Zungenrücken oder mit der Zungenspitze?

An nichts von beidem! Wenn Sie beim Spielen denken müssen, haben Sie schon verloren! Üben Sie mit den Ohren: Was sich gut anhört und funktioniert, sollten Sie sich einprägen. Wenn Sie meinen, dass es auf unterschiedliche Arten gleich gut geht, üben Sie halt beide und warten ab, wohin die Reise geht (Clarino 5/2012).

Was halten Sie vom Tonleiter-Üben im Pianissimo, vor allem dann, wenn es höher wird? Ich habe das alles in letzter Zeit sehr laut ­geübt, damit ich mehr Kraft in den Lippen bekomme und die hohen Töne “leichter” ansprechen. Gibt es Vor- und Nachteile?

Es schadet sicher nichts (auch im Interesse Ihrer Nachbarn), auch mal leise zu üben. Aber in Ihrer Frage verbergen sich wieder vorrangige Denkfehler, die Sie davon abhalten, auf Ihrem Instrument besser zu werden:

• Die Lippen sind normalerweise das Unwichtigste (vor allem für Sie als Posaunisten), was Sie als regelmäßiger Leser dieser Rubrik schon mitbekommen haben sollten, aber für Sie stehen sie immer noch an erster Stelle. Meinen Sie auch, dass zum Beispiel die Farbe Ihres Laufschuhs entscheidend über Sieg oder Niederlage ist? ­Siehe auch Clarino 4/2013, 3/2016, 7-8/2019,  9/2019.

• Anstelle sich täglich einem Zwangsschema zu unterwerfen, das möglicherweise ohnehin von falschen Voraussetzungen ausgeht, wäre es zielführender, permanent Ihre aktuelle Situation zu bewerten, um dann beim Üben entsprechend reagieren zu können. Getreu dem Motto: Reagieren ist besser als agieren. Suchen Sie sich also immer das aus, was momentan am besten geht, und versuchen Sie dann, das durch beharrliches Wiederholen zu stabilisieren. An manchen Tagen geht es halt laut besser, an anderen ist es um­gekehrt…