Von den Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es ums stärkere Federn, Alphorn und Waldhorn und die Folgen eines Schlaganfalls. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de
Haben stärkere Federn einen Einfluss auf die Ansprache? Oder ist das ein ähnlicher Effekt wie bei heavy caps oder einem Booster am Mundstück?
Natürlich können Sie absolut nichts an einem Instrument verändern (Clarino 1/2017), ohne dass die Spieleigenschaften irgendwie beeinflusst werden, aber der physikalische Effekt ist in Ihrem Fall mit Sicherheit wesentlich geringer als der psychologisch-physiologische. Weil Sie jetzt für die Finger mehr Kraft aufwenden müssen, glaubt der restlicher Körper, dass das für die Tonproduktion ebenfalls nötig ist. Lassen Sie sich von dieser Konditionierungs-Eskapade nicht irremachen: Mit etwas stärkeren Federn spielen Sie präziser und tatsächlich auch schneller.
Auf meine Frage, zu welchem Blechblasinstrument Sie mir als Alphorn spielender Seniorin zur Ergänzung raten würden, hatten Sie mir empfohlen: Alt-/Tenorhorn/Bariton/Eufonium. Warum empfehlen Sie nicht das Waldhorn? Im Internet steht es aufgrund des ähnlichen Mundstücks immer dem Alphorn sehr nahe.
Auch wenn ich es merkwürdig finde, dass Sie mich etwas fragen, obwohl Sie glauben, die vermeintlich richtige Antwort bereits im Internet gefunden zu haben, beantworte ich Ihre Frage gerne ausführlicher:
- Sie spielen auf dem Alphorn ein im Verhältnis zu Rohrlänge und Rohrdurchmesser viel zu kleines Mundstück, was der auf dem Alphorn ohnehin heiklen Treffsicherheit nicht entgegenkommt. Das Alternieren mit dem Waldhorn macht da keinen großen Unterschied und so die Sache für Sie leider keineswegs weniger neuralgisch und würde zu einer weiteren Belastungsprobe für Ihre Frustrationstoleranz werden.
- Umgekehrt würde Ihnen das Spiel auf dem Alt-/Tenorhorn helfen, mit einem größeren Mundstück besser zurechtzukommen, was Sie dann später Erfolg bringend auch auf das Alphorn übertragen können.
(Weitere Tipps in Clarino 7-8/2013, 10/2016, BRAWOO 1-2/2022)
Nach einem Schlaganfall vor einem Jahr verliere ich beim Spielen Luft über die Nase, weil mein Gaumensegel nicht richtig schließt und ich habe keine Kraft in den Lippen. Mit zugehaltener Nase geht es aber. Ich war ein guter Hobby-Hornist und würde sehr gerne wieder spielen. Kennen Sie das Problem und haben Sie geeignete Übungen?
Wenn Ihr Arzt für Kraftsport grünes Licht gegeben hat (Clarino 1/2012), können Sie wieder loslegen, allerdings ist dabei der von Ihnen problematisierte weiche Gaumen höchstens ein Nebenkriegsschauplatz, denn sonst würde es ja mit zugehaltener Nase nicht funktionieren. Auch Ihre Lippen, deren aktive Relevanz Sie unausrottbar überbewerten, scheiden weitgehend als Ursache für Ihre Probleme aus. Und natürlich ist das auch wieder ein Fragenkomplex, der sich weder schriftlich noch im Online-Unterricht klären lässt, sondern nur bei einer Live-Begegnung.
Erfahrungsgemäß wird es aber so sein, dass Sie zusätzlich zu den Einschränkungen, die Ihnen der Schlaganfall beschert hat, Ihr Selbstvertrauen verloren haben und ohnehin in einem Alter sind, in dem man anfängt, fast zwangsläufig, das Vertrauen in sich oder seine Lebensumstände zu verlieren. Da es derzeit auf dem Instrument nicht mehr so läuft, wie Sie es aufgrund Ihrer (möglicherweise sogar beschönigenden) Erinnerung erwarten, betreiben Sie einen übergroßen Aufwand – mit leider kontraproduktivem Effekt. Der Versuch, etwas zu erzwingen, von dem man meint, dass es (aus welchen Gründen auch immer) da sein müsste, ist immer zum Scheitern verurteilt. Auf Knopfdruck wie vorher oder am besten besser geht nicht! Gerne helfe ich Ihnen bei der Suche nach einem erfahrenen und kompetenten Lehrer, der Sie in kleinen Schritten beim Wiederaufbau unterstützt.