Zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Brasiliens möchten fünf junge Brasilianerinnen und Brasilianer mit Enthusiasmus und Ehrgeiz das deutsche Publikum für klassische und brasilianische Musikkultur begeistern. Das in Europa lebende Brazilian Winds Ensemble wurde im Jahr 2020, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, aus Initiative von der Flötistin Joana Gorenstein und der Klarinettisten Ariane Rovesse, gegründet.
Einerseits war der Ursprung für diese Gründung, die gemeinsame Liebe für die Kammermusik und die Überzeugung, dass Bläserquintette eine der farbenreichsten Kammermusikbesetzungen sind, andererseits war es ihr tiefes Herzbedürfnis die brasilianische Musik mit der neuen Heimat zu teilen. Unter dem großen Einfluss des Villa-Lobos-Quintetts und dem Bläserquintett der OSESP (São Paulo Symphonieorchester) strebt das Ensemble nun an, einen verdienten Platz auf den Bühnen Europas für die klassische und traditionelle Musik Brasiliens zu schaffen.
Ab Oktober geht das Brazilian Winds Ensemble auf Tour und freut sich, sich bei dem Publikum der sieben Konzertstädte, Berlin; Hamburg; Köln; Freiburg; Karlsruhe; Leipzig und Münster, vorstellen zu dürfen.
Wir sprachen mit Flötistin und Gründerin Joana Gorenstein
Bei „Musik aus Brasilien“ denkt man zuerst an Samba und Karneval! Ein Klischee? Wollen Sie mit Ihrem Quintett dieses Klischee widerlegen?
Ja, natürlich ist das ein Klischee. Aber wir möchten das nicht widerlegen! Denn wir Brasilianer sind ja stolz auf den Samba und den Karneval! Aber was wir mit unserem Quintett zeigen wollen: Es gibt noch sehr viel mehr! Es gibt viel zu entdecken!
Welche Musik spielen Sie mit dem Quintett und warum?
Die brasilianische Kultur speist sich aus drei großen Volksgruppen, die wir auch dem Publikum zeigen wollen. Durch die Kolonialisierung durch Portugal kam die klassische europäische Kultur nach Brasilien. Das afrikanische Element kam durch die fast 5 Millionen schwarzen Sklaven zu uns. Und nicht zuletzt hatte auch die indigene brasilianische Bevölkerung ihre eigene – oft rituelle – Kultur und Musik. Und mit unserem Programm wollen wir eben zeigen, wir schön diese Mischung dieser drei Kulturen klingt. Das ist brasilianische Musik! Wir wollen eben nicht nur das klassische Standardrepertoire spielen. Sondern wir versuchen, die brasilianische Identität darstellen.
Wir starten beispielsweise mit einem Choro, einer Musikrichtung, die als eine Fusion aus europäischer Polka und der Musik afrikanischer Sklaven entstand. Wir spielen auch sehr selten gespielte und gehörte Musik, um dem Publikum zu zeigen, was Brasilien alles sein kann.
Heitor Villa-Lobos hat etwa in „Bachianas Brasileiras“ auch ursprüngliche brasilianische Elemente eingefügt. Er steht mit seiner Musik für die brasilianische Musik. Auf dem Programm steht auch die Musik des deutschen Komponisten Alexander Liebermann. Er vertonte den Vogel aus dem Amazonas-Regenwald „Yurapuru“. Dieses zeitgenössische Werk ist von Brasilien beeinflusst.
Die Brasilianische Verfassung feiert in diesem Jahr den 200. Geburtstag. Was bedeutet das für Sie als „Botschafter Brasiliens“?
200 Jahre Verfassung in Brasilien ist auch ein reflektiver Moment. Wir freuen uns aber wir müssen auch unsere Fehler in der Vergangenheit einsehen. Damit wir erkennen können, wohin wir in der Zukunft gehen. Unser Ziel ist es aber nicht, im Publikum über die politische Krise Brasiliens zu sprechen. Die brasilianische Musik hat für sich schon einen hohen Stellenwert und mit ihrer reichhaltigen Mischung eine hohe Aussagekraft!
Tour Termine
- 19. Oktober 2022, 19.30 Uhr Karlsruhe Kulturzentrum Tempel / Tanz
- 20. Oktober 2022, 19.30 Uhr Köln Ventana
- 21. Oktober 2022, 19.30 Uhr Münster Erbdrostenhof
- 23. Oktober 2022, 19 Uhr Freiburg Humboldtsaal Freiburg
- 28. Oktober 2022, 19.30 Uhr Hamburg Tschaikowsky-Haus
- 29. Oktober 2022, 19 Uhr Leipzig Gohliser Schlösschen
- 30. Oktober 2022, 19 Uhr Berlin Theater im Delphi
Programm
Auf dem Programm stehen Werke von Julio Medaglia, Hector Villa-Lobos, Liduíno Pitombeira, Alexander Liebermann, Camargo Guarnieri, Edino Krieger, Mignone und Julio Medalia.