Orchestra | Von Stefan Kollmann

Für Dirigenten: 11 Tipps für einen gelungenen Neustart

Foto: Marco2811 - fotolia.de

Besonders nach der langen Corona-Zwangspause ist für viele Orchester ein gelungener Neustart – sofern möglich – sehr wichtig. Natürlich wird das Einhalten der Hygienevorschriften unbedingt im Vordergrund stehen. Aber es gibt noch weitere Überlegungen, die helfen können, einen guten und erfolgreichen Neustart für Orchester zu kreieren. Für die Ensemblearbeit gelten sicherlich ähnliche Überlegungen.    

In verschiedensten Webinaren wurde auch auf diesen Aspekt immer wieder hingewiesen. Von den zahlreichen Dozenten, die hier aktiv wurden, soll besonders Alex Schillings erwähnt sein, der viele praktische Anliegen besonders gut auf den Punkt bringt. Von den vielen Anregungen und den eigenen vielfältigen pädagogischen Erfahrungen als Orchesterleiter werden hier 11 Tipps hervorgehoben, die helfen können, diesen besonderen Neustart für alle Beteiligten gewinnbringend vorzubereiten. 

Natürlich sind diese Tipps nicht vollständig und müssen an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Hier muss jeder seine eigene Kreativität einsetzen und möglichst optimal umsetzen.

1.

Das „Wiedersehen“ und „Wiederhören“ ist sehr wichtig und sollte in der Zeitplanung großzügig berücksichtigt werden. 

2.

Viele abwechslungsreiche „Einspielübungen“ oder „klangstarke Choräle“ mit sehr langen Tönen sind für den Neustart besonders gut. Alle sollen langsam wieder fit werden!  

3.

Die Dynamikstufe mf sollte am Anfang die lauteste Ebene sein – am besten fürs Holz, d.h. Blech und Schlagzeug noch etwas leiser. Dynamisch sehr entspannt beginnen ist jetzt die Devise.

4.

Wähle Musikstücke aus, die (besonders technisch) unter dem eigentlichen Leistungsstand des Orchesters stehen. Mit dieser „leichteren“ Literatur sollte jetzt unbedingt die Spielfreude im Vordergrund stehen.

5.

Wähle Musikstücke aus, die einen begrenzten Tonumfang berücksichtigen. „Extreme“ sollten erstmal vermieden werden.

6.

Probe jetzt „in kleinen Abschnitten“, mache längere Erholungsphasen, um niemanden zu überfordern. Baue langsam wieder Kondition auf.  

7.

Artikulation und besonders Interpretation (Motto: „Mach was draus!“) stehen jetzt im Vordergrund. Trotz der Umstände spannend und abwechslungsreich musizieren. Die MusikerInnen sollen viel nach vorne schauen. 

8.

Bei „Open-Air Proben“ achte besonders auf eine sehr breite Artikulation und stark verkürzte Pausen, also mehr „Klang“, besonders im „Basisregister Bass“. Was bspw. in Kirchenräumen zu viel ist, müssen wir hier selbst erzeugen. 

9.

Es wird sicherlich sehr hilfreich sein, auch öfter mal in den sogenannten gemischten Basisregistern zu proben.

Bsp.: Bassregister: alle Bassinstrumente, also Tuben, Bassklarinetten, Fagotte, Bariton-Saxofone, Kontrabass. 

Bsp.: Tenorregister: alle Tenorinstrumente, also Posaunen, Tenorhörner, Euphonien, Tenorsaxofon, vielleicht auch Fagotte etc. 

In einem Altregister können, wenn 2. + 3. Klarinetten, Altsaxofone und Hörner etc. zusammenspielen, wunderschöne Klänge entstehen. Gleiches, gilt für das Sopranregister.

10.

Achte verstärkt auf die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Mischklängen in diesen Basisregistern. 

11.

Ein „Neu-Start“ kann eine gute Chance sein, um neu zuzuhören, neue Klänge zu finden und neu zu genießen.