News | Von Redaktion

“Heroon” von Andreas Gömmel – eine Auftragskomposition des LBO

Andreas Grömmel (Foto: Oliver Sonnek, Korntal-Münchingen)

Das Beethoven-Jahr ist längst vorbei, doch es klingt noch nach: Im Jahr 2020 nahm das LBO am BMCO-Wettbewerb „Beethoven Anders“ teil und dann kam alles anders. Das Landesblasorchester Baden-Württemberg vergab im Rahmen des Wettbewerbs einen Kompositionsauftrag an Andreas Gömmel, Komponist aus Stuttgart, der bereits beim LBO-Kompositionswettbewerb 2018 den 2. Platz belegt hatte. Inhalt des Auftrags war eine dem Lebenswerk Beethovens gerecht werdende Komposition für Sinfonisches Blasorchester zu schreiben. Das LBO bringt nun Andreas Gömmels Werk “Heroon” als Premiere auf die Bühne.

Wie würdigt man eine musikalische Legende?

Am Anfang seiner Recherche fragte sich Andreas Gömmel, wie man Beethoven musikalisch, 250 Jahre nach seiner Geburt, reflektiert? Sämtliche Zitate, Medleys und Potpourris gibt es schon. “Meine Idee war deshalb, ihm ein musikalisches Heldengrabmal, ein Heroon (griechisch Ηρώον) zu bauen, dessen Architektur er selbst entworfen hat”, konstatiert der Komponist.

Während der frühen Kompositionsphase von “Heroon” besuchte Andreas Gömmel eine Probe des LBO und konnte so persönlich mit jedem Register über seine Vorstellungen sprechen, Wünsche  und Anregungen aufnehmen– heraus kam ein Werk, das dem LBO auf den Leib geschneidert ist und dem Leben Beethovens hohen Respekt zollt.

Grundlage der Auftragskomposition stellt der 1. Satz der 3. Sinfonie Beethovens dar, dessen erstes Thema zum Ende des Stücks als einziges Element „wörtlich“ zitiert wird. Interessante Nebeninformation: Beethovens 3. Sinfonie „Eroica“ war zuerst Napoleon gewidmet. Vor dessen Krönung zum Kaiser war dieser einer seiner großen Helden und die Eroica somit ein angemessener Ausgangspunkt für ein Heroon. Doch nicht nur musikalisch, sondern auch technisch orientiert sich das Werk an seinem Vorbild: es weist den gleichen Aufbau (Anzahl der Themen und Motive, Tonart, Anzahl der Takte, etc.) auf wie der erste Satz der 3. Sinfonie Beethovens.

Ende gut, alles gut

Betrachtet man die Geschichte, die Heroon erzählt, ist es eine Hommage an den revolutionären Freiheitsgedanken jedes Einzelnen, der als Ideal zu Zeiten Beethovens aufkeimte. Gedanken über die Freiheit des Einzelnen sowie deren Einschränkung finden Einzug in das Werk. Aber auch der Weg zur Freiheit ist mit Rückschlägen, Ungewissheit und Angst gesät. Oftmals erzeugt Gömmel daher die Illusion eines Schlusses, der sich dann aber wieder nur als Trug herausstellt.  

Beethoven musste zu Lebzeiten erfahren, dass das Erreichen der ersehnten Freiheit nicht durch einzelne Helden verantwortet wird. Echte und nachhaltige Freiheit bleibt eine permanente Gemeinschaftsaufgabe.  Eine Wahrheit, die heute so aktuell ist wie vor 250 Jahren.

Dennoch mündet das Werk optimistisch mit Mut, Hoffnung und Tatendrang – nach oben genanntem Zitat aus der 3. Sinfonie – doch noch in einem heldenhaften Es-Dur-Dreiklang. 

Wo kann man die Premiere miterleben?

Im Frühjahr führen Konzerteinladungen das Landesblasorchester sowohl nach Maulbronn in den Nordschwarzwald, als auch in den Zollernalbkreis nach Burladingen und Waldshut-Tiengen nahe der schweizerischen Grenze. Das Abschlusskonzert des ersten Halbjahres findet im Rahmen des Landesmusikfestivals in Göppingen statt. 

Über den Komponisten

Andreas Gömmel (Jg. 1978) setzt sich professionell mit Konzeption, Konstruktion und Klang auseinander. Sein Interesse gilt dabei der hochsubjektiven Schnittstelle von Künstlerischem und Unkünstlerischem. Mit mehr als 30 Jahren eigener Orchestererfahrung (Klarinette und Horn) schrieb der studierte Ingenieur und Akustiker zunächst als kompositorischer Autodidakt seit 2005 für verschiedenste Besetzungen. Auf seine Dissertation zu den physikalischen Grundlagen der menschlichen Stimmgebung baute er ab 2012 mit Kompositionsstudien bei C. J. Walter und insbesondere bei A. N. Tarkmann auf.

Gömmels kompositorisches Werk umfasst Arbeiten für Blasorchester („Drei Tage Tirol“, 3. Preis beim Kompositionswettbewerb 2013 des Tiroler Blasmusikverbands), sinfonische Orchester („Zaïde“), aber auch Solokonzerte („4|5|6“ für Solo-Blockflöte/n, Klavier und Streicher). 2018 wurde seine Orchestrierung zur 2. Caprice (h-moll) Teil des New Paganini Projects von Niklas Liepe und der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern, das bei Sony Classical erschienen ist.

Konzerttermine im ersten Halbjahr 2022

  • 23. April 2022, 19:30 Uhr Waldshut-Tiengen, Stadthalle Waldshut (Kartenvorverkauf bei Reservix)
  • 7. Mai 2022, 19 Uhr Burladingen, Stadthalle Burladingen „Wolfgang Grupp Saal“; Lehrkonzert um 16:30 Uhr: Eintritt frei (Kartenvorverkauf: j.musikschule@burladingen.de oder telefonisch 07475-91147; Besucher bis 14 Jahre: Eintritt frei, Schüler, Studenten und Auszubildende: 10 €, Erwachsene: 15 €)
  • 8. Mai 2022, 18:30 Uhr Maulbronn (Kartenvorverkauf: essich@maulbronn.de oder telefonisch 07043-103-11; Besucher bis 14 Jahre: Eintritt frei, Schüler, Studenten und Auszubildende: 10 €, Erwachsene: 18 €)
  • 2. Juli 2022, 19 Uhr Landesmusikfestival Göppingen, Stadthalle Göppingen (Eintritt frei, um Spenden wird gebeten Lehrkonzert: 17.00 Uhr: Eintritt frei)

Programm

Egmont (1810/2015), Ouvertüre (Ludwig van Beethoven; Arr. Douglas McLain)

Heroon (2020) (Andreas Gömmel)

Roumanian Rhapsodie No. 1 (George Enescu; Arr. Jacco Nefs)

First Light (2016) (David Maslanka)

Capriccio (2015) (Christiaan Janssen)

Symphonic Suite from Star Wars: The Force Awakens (2015) (John Williams; Arr. Paul Lavender)

www.landesblasorchester.de